Elmar Otto über Datenschutz beim Lernen zu Hause.

Der Datenschutz ist ein hohes Gut, keine Frage. Deshalb ist es wichtig, dass der zuständige Landesbeauftragte Lutz Hasse immer wieder auf Verstöße hinweist.

Der unbequeme Sozialdemokrat hat sich in der Vergangenheit mit seiner konsequenten Art über
Parteigrenzen hinweg unbeliebt
gemacht – ein gutes Zeichen, dass er nicht mit zweierlei Maß misst.

Unbestritten: Hasse hat dazu beigetragen, dem Datenschutz im Freistaat ein Gesicht zu geben und ihn aus dem Schattendasein zu befreien. Waren viele seiner Vorgänger oft kaum bekannt, hat der aktuelle Landesbeauftragte ein gewisses Sendungsbewusstsein. Davon profitiert sein Ego, aber auch seine Behörde und das Anliegen, sorgsam mit persönlichen Daten umzugehen.

Das gilt nicht zuletzt während einer Pandemie, wenn die Sorgen um Familie und Job anderes in den Hintergrund drängen. In Zeiten wie diesen sind die Menschen mit vielen Dingen beschäftigt und bieten Datendieben leichtes Spiel. Wenn Hasse also weiterhin wachsam ist, können wir froh sein.

Dennoch: Die Verhältnismäßigkeit muss gewahrt bleiben.

Beim Lernen zu Hause beispielsweise wird aus der Krise eine Chance: Die noch wenig digitalisierten Schulen und ihre, wohlwollend formuliert, nicht gerade durchgehend internetaffinen Pädagogen machen sich endlich auf, die Kreidezeit in den Klassenzimmern hinter sich zu lassen. Der Unterricht aus der Ferne, bei dem die Lehrer ihre Schüler nur auf dem Bildschirm sehen oder mit ihnen lediglich E-Mail-Kontakt haben, zwingt alle dazu.

Sehr häufig gelingt das „Homeschooling“ allerdings mehr schlecht als recht. Deshalb sind kreative Lehrer ein Glücksfall für alle Beteiligten. Schlagen sie dabei datenschutzrechtlich über die Stränge, sollte Hasse sie darauf hinweisen, um gemeinsam nach Alternativen zu suchen.

Bußgelder zu verhängen, wäre jedoch, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Damit würden ausgerechnet diejenigen bestraft, die sich besonders für ihre Schüler ins Zeug legen. Das darf nicht sein.