Elmar Otto über einen Gedenktag, der 2020 Feiertag sein soll

Als die rot-rot-grüne Landesregierung den 20. September zum Feiertag machte, stieß das auf ein gemischtes Echo. Die Arbeitnehmer freuten sich über einen zusätzlichen arbeitsfreien Tag, der in diesem Jahr auch noch auf einen Freitag fiel und somit ein langes Wochenende bedeutete. Diese Wohltat fürs Volk passte den Koalitionären besonders gut. Immerhin wurde fünf Wochen später ein neuer Landtag gewählt und zumindest für die Linken, wenn man das Wahlergebnis betrachtet, hat sich dieses Geschenk ausgezahlt.

Die Arbeitgeber und die Opposition kritisierten den zusätzlichen Feiertag dagegen aufs Schärfste. Er koste die Thüringer Wirtschaft 72 Millionen Euro und schränke ihre Wettbewerbsfähigkeit ein, wetterten sie.

Nun schlägt die Linke vor, den 8. Mai auch zum Feiertag zu erklären. Allerdings einmalig und nur im kommenden Jahr. An diesem Tag vor 75 Jahren endete schließlich der Zweite Weltkrieg. In die mittlerweile elf arbeitsfreien Feiertage in Thüringen, mit denen sich der Freistaat im Mittelfeld aller Bundesländer ein reiht wird der 8. Mai also – wenn überhaupt – nur 2020 kurzfristig aufgenommen.

Ist das begrüßenswert?Als abhängig Beschäftigter ist man geneigt, diese Frage schnell mit Ja zu beantworten. Immerhin fällt der 8. Mai im nächsten Jahr auch auf einen Freitag. Und wer hat schon etwas gegen drei freie Tage am Stück einzuwenden?Allerdings sollte man nicht vergessen, dass sich manch kleiner Mittelständler schwer tun dürfte, wenn ihm ein Arbeitstag verloren geht. Hinzu kommt: Der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus ist sicherlich ein wichtiger Tag, der angemessen gewürdigt werden sollte. Aus diesem Grund hat ihn Rot-Rot-Grün ja bereits vor einigen Jahren zum Gedenktag erklärt. Zum Feiertag muss er nicht auch noch gemacht werden.

e.otto@tlz.de