Studie stellt Anzahl der Kliniken infrage. Von Nils Kawig.

Wie Sprengstoff wirkt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die gestern vorgestellt wurde: Sie lässt Krankenhausbetreiber, Ärzte und Patientenvertreter an die Decke gehen, weil sie den Fortbestand vieler Krankenhäuser infrage stellt. Laut der Studie soll die Zahl der Kliniken in Deutschland von jetzt 1400 auf weniger als 600 sinken.

Kaum liegt die Studie auf dem Tisch, erklären Betroffene, warum sie falsch sein soll. Von Kahlschlag ist die Rede, von Daseinsvorsorge, von Patientenschutz. Aber kaum einer nimmt sich die Zeit, einmal hinter die Kulissen kleiner Krankenhäuser zu schauen. Womöglich soll das so sein. Denn bei genauer Betrachtung würde auffallen, wie schwierig es geworden ist, medizinisches Personal zu gewinnen. Von den Schwierigkeiten, in eine Modernisierung zu investieren, ganz zu schweigen. Wenn man das etwas zuspitzt, bedeutet es: Der kurze Weg in die Klinik ist offenbar mehr wert als eine gute Versorgung der Patienten. Ernsthaft?

Niemand behauptet, dass es Patienten in kleinen Krankenhäusern schlechter ergeht als in einer großen Uniklinik. Aber wenn hier 30 Hüft-Operationen pro Jahr vorgenommen werden und dort 300, darf doch die Frage erlaubt sein, welchem Arzt man sich lieber anvertraut. Immer wieder fordern Politiker und Kassenvertreter, dass sich Krankenhäuser in Versorgungszentren zusammenschließen sollen. Aber es tut sich nichts. Deshalb ist und bleibt die Krankenhausstruktur ein Dauerthema. Solange, bis irgendwann das Geld nicht mehr reicht und die Strukturen angepasst werden müssen.