Nils Kawig über ungleiche Wohnverhältnisse in Thüringen.

Biete: Dreiseithof im Saale-Orla-Kreis. Suche: Wohnung in der Jenaer Innenstadt. Achtung, dieses Angebot ist nicht echt! Es soll nur symbolisieren, wie ungleich Wohnverhältnisse in Thüringen sind. Leider wird das auf absehbare Zeit so bleiben.

Eine jetzt veröffentlichte Studie bescheinigt der Immobilienwirtschaft, dass sie sowohl zu wenig, als auch häufig das Falsche tut. Den Zahlen zufolge werden in den meisten Städten nur unzureichend Wohnungen gebaut, während in Landkreisen zu viele Wohnungen entstehen.

Gemeint sind Neubauten. Die Sanierung oder die Umnutzung älterer Gebäude nimmt diese Studie nicht in den Blick, weshalb sich kaum Rückschlüsse auf die Leerstandsquoten ziehen lassen. In dieser Hinsicht bleibt die Studie einiges schuldig. Überhaupt taugt sie wenig, um die vielfältigen Herausforderungen des Wohnungsmarktes zu beschreiben.

Beispielsweise mangelt es an altersgerechten Wohnungen, während sich im Hochpreis-Segment Angebote finden lassen. Aber der Bedarf verändert sich: Wollten in den 1990er-Jahren viele Thüringer in ein Einfamilienhaus ziehen und bauten vor den Toren der Stadt, gibt es jetzt einen gegenteiligen Trend. Beliebter werden zentrumsnahe Wohnorte, die mit Bus und Bahn erreichbar und mit Ärzten und Märkten versorgt sind. Das ist gut und schwierig zugleich: Einerseits verspricht es, dem Ausbluten der Innenstädte ein Ende zu setzen; andererseits wird es nur funktionieren, wenn auch rundherum alles passt. Das ist schwer zu planen.