Elmar Otto zum Vorschlag Lieberknecht als Regierungschefin.

Am Montag noch war ein Ausweg aus der Krise schwer vorstellbar. Doch ein ebenso genialer wie listiger Schachzug des Ex-Ministerpräsidenten bringt Bewegung in die Angelegenheit.

Zuvor noch pochten Linke, SPD und Grüne auf Bodo Ramelow als Regierungschef. Die CDU, auf die Rot-Rot-Grün wegen fehlender Landtagsmehrheit angewiesen ist, wollte den Linken aber nicht wählen. Zum einen aus Prinzip (ein Vertreter der SED-Nachfolger geht gar nicht), zum anderen aus Parteiräson (Unvereinbarkeitsbeschlüsse sind wichtiger als Realpolitik).

In dieser Lage geriet auch Ramelow immer stärker unter Druck. Er ist zwar der mit Abstand beliebteste Landespolitiker. Sein Beharren auf eine Kandidatur allerdings hätte den Stillstand im Regierungshandeln zementiert. Dass Ramelow das erkannt hat und seine Vorgängerin Christine Lieberknecht von der CDU ins Spiel brachte, ist sein Meisterstück. Mit diesem Coup stieß er Freund und Feind vor den Kopf. Vor allem die CDU.

Die Partei hat in unheiliger Allianz mit der AfD den FDP-Mann Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten gewählt und gehörigen Anteil am sich bundesweit auswirkenden Thüringer Fiasko. Wie soll sie jetzt erklären, die Parteifreundin Lieberknecht nicht als Ministerpräsidentin wählen zu wollen?

Das Tückische an Ramelows Plan: Er hat mit Lieberknecht eine langjährige Vertraute ausgesucht, die mit einem rot-rot-grünen Minikabinett den Übergang zu Neuwahlen gestalten soll. Doch beim nächsten Urnengang könnte die Union die Hälfte ihrer Mandate einbüßen.

Die CDU sitzt in der Falle. Weil sie das weiß, schlägt sie ihrerseits eine voll handlungsfähige Expertenregierung unter Lieberknecht vor, die zunächst noch einen Haushalt aufstellt. Die Union spielt auf Zeit, um wieder in der Wählergunst zu steigen. Ob das erfolgreich sein kann, bleibt abzuwarten.