Hebammen erster und zweiter Klasse.

Statt drei Jahre eine Fachschule zu besuchen, sollen angehende Hebammen künftig ein duales Studium absolvieren. Das soll es den Geburtshelferinnen nicht nur ermöglichen, auf Augenhöhe mit den Ärzten zu kommunizieren, die – zumindest im Krankenhaus – bei einer Geburt dabei sind. Ein Studium bereitet sie auch noch besser auf die wachsenden Anforderungen in der Geburtshilfe vor.

Das bedeutet freilich nicht, dass es den Hebammen, die jetzt arbeiten, an Qualifikation mangelt. Vielmehr kann deren großer Erfahrungsschatz die fehlende akademische Ausbildung wettmachen. Trotzdem dürften sie das Gefühl haben, künftig quasi Hebammen zweiter Klasse zu sein. Deshalb muss es eine Möglichkeit geben, dass erfahrene Hebammen zu einem nachträglichen Titelerwerb kommen, an dessen Ende auch eine bessere Bezahlung steht.

Denn die Bezahlung ist – neben der schlechten personellen Ausstattung in den Kreißsälen und den schwierigen Arbeitsbedingungen – einer der Hauptgründe dafür, dass Hebammen im Schnitt nur sieben Jahre im Beruf bleiben.Weil deutsche Hebammen durchschnittlich auf doppelt so viele Geburten wie ihre Kolleginnen im europäischen Ausland kommen und weil sie parallel oft fünf bis sechs Frauen unter der Geburt betreuen müssen, reduzieren viele von ihnen erst ihre Arbeitszeit, um schließlich ganz auszusteigen. Das aber kann sich ein Land, in dem endlich wieder mehr Kinder geboren werden, nicht leisten. Die angestrebte Akademisierung der Ausbildung löst also nur ein Teilproblem.

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