Sibylle Göbel zur Perspektive der Jugendherbergen.

Den Thüringer Jugendherbergen steht das Wasser bis zum Hals: Nicht nur, dass etliche nach wie vor geschlossen sind und noch nicht feststeht, wann sie wieder Gäste empfangen können. Auch in den Häusern, die wieder öffnen durften, ist die Stimmung nicht euphorisch. Denn nach wie vor sind Klassenfahrten nicht erlaubt. Doch gerade die waren stets eine sichere Bank, die Herbergen insbesondere in den Wochen vor der Zeugnisausgabe bis unters Dach belegt.

Jetzt aber fallen nicht nur die Abschlussfahrten flach. Viele Schulen haben vorsorglich auch schon Aufenthalte im nächsten Schuljahr storniert, weil zu unsicher ist, wie es nach dem Sommer mit den Corona-Regelungen weitergeht. Dabei sind Schulklassen - genau wie in den Jugendwaldheimen - die wichtigste Gästegruppe. So richtig Licht am Horizont ist für die Jugendherbergen also nicht in Sicht. Ganz abgesehen davon, dass auch die Klassenfahrten 2021 in Gefahr sind, wenn die Häuser diese Durststrecke nicht überleben.

Deshalb wird das Land oder der Bund nicht umhinkommen, auch für die Jugendherbergen einen Rettungsschirm aufzuspannen. Denn der aufgelaufene Schaden dürfte schon jetzt in die Millionen gehen, die Existenz von vielen der rund 200 Herbergsmitarbeiter auf dem Spiel stehen. Doch genauso wichtig wie staatliche Unterstützung wäre jetzt, dass die Thüringer ihre Jugendherbergen wieder für sich entdecken. Wer ohnehin nicht in die Ferne schweifen und nicht so viel Geld für Urlaub ausgeben will, der findet hier ein preisgünstigstes und gutes Quartier. Selbst Familien sind willkommen. Einige Herbergen bieten sogar Appartements an. Die Zeiten, da sich in langen Schlafsälen ein Stockbett ans andere reihte und nur kaltes Wasser aus dem Hahn floss, sind vorbei. Und vielleicht wirkt es ja ungemein verjüngend, im gesetzten Alter nochmal in die Jugend (!)-Herberge zu dürfen.

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