Fabian Klaus über das Anliegen und den Frust von Direktversicherungsgeschädigten.

Einen besseren Zeitpunkt, ihr Anliegen in Thüringen an die Politik zu bringen, konnten sich die „Pink“-Westen, wie die, die sich selbst Direktversicherungsgeschädigte nennen, bezeichnet werden, nicht aussuchen. Der Frust der Menschen, die hier auf die Straße beziehungsweise den Erfurter Domplatz gehen werden, kann für Unentschlossene vielleicht den entscheidenden Wink dahin geben, wo sie am Sonntag ihr Kreuzchen setzen.

Wer demonstriert da eigentlich? Menschen, die für ihr Alter vorgesorgt haben. Jene, die den Appellen aus der Politik gefolgt sind, dass es wichtig ist, neben der staatlichen auch auf eine private Rente und eine betriebliche Altersvorsorge zu setzen. Genau denen wird spätestens seit 2003 das Geld aus der Tasche gezogen – selbst, wenn sie schon einmal Sozialbeiträge bezahlt haben, werden jetzt erneut Beiträge an die Krankenkasse fällig. Das ist ungerecht.

Dass Argument, ältere Menschen seien häufiger krank und deshalb auch bei der Finanzierung des Gesundheitssystems höher zu belasten, trägt nicht. Es sind diese älteren Menschen gewesen, die in ihrem Berufsleben das Gesundheitssystem mit ihren Abgaben finanziert haben. Dass sie darauf jetzt im Alter pochen – wer mag ihnen diesen Wunsch nach Anerkennung der Lebensleistung verdenken? Dass es so viele Jahre gedauert hat, bis sich das Thema Bahn brach, zeigt erneut: Wenn politische Entscheidungen intransparent, abgehoben und an den Bedürfnissen der Menschen vorbei getroffen werden, führt das zu Frust, der nur schwer wieder einzufangen ist.