Gerlinde Sommer findet: Junge Frauen lassen sich nicht so leicht locken.

All jene, die in großem Stil auf Berufsanfängerinnen in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereichen, auf Informatikspezialistinnen und Technikerinnen hoffen, werden sich weiter mühen müssen. Das liege vor allem auch am heutigen Arbeitsmarkt, der so viel mehr Möglichkeiten bietet als zu Mutters oder Großmutters Jugendzeiten.

Es ist nicht so, dass junge Frauen in größerem Umfang gesellschaftlich rückständigen Lebensentwürfen anhängen, eine Versorgungsehe anstreben – und daher einen Beruf suchen, der sich vor allem mit der erwartbaren Familienarbeit als Teilzeitjob vereinbaren lässt. Junge Frauen von heute erwarten, dass sie sich Fürsorge und Hausarbeit mit ihrem Partner später teilen. Und sie haben durchaus keine Angst vor Computern, Laboren, Maschinen und der Übernahme von Führungsverantwortung. Sie merken aber auch, dass sie jetzt, da die Not groß ist, gerade in diese Bereiche gelenkt werden sollen.

Viele Mädchen, die in den sogenannten Mint-Fächern sehr gute Leistungen vorweisen, sind zudem sprachlich oder musisch begabt. Natürlich wird die Entscheidung für ein Studienfach auch dadurch beeinflusst, ob die jeweiligen Berufsaussichten attraktiv erscheinen mit Blick auf die Karriereplanung. Da können Firmen viel machen. Diejenigen, die auf Absolventinnen in den Mint-Fächern hoffen, haben das gleiche Problem wie jene, die Lehrstellen anbieten: Junge Frauen wollen nicht als die Ausnahme von der Regel – männlich – wahrgenommen werden. Wer das beachtet, kann durchaus überzeugen.

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