Fabian Klaus über einen riskanten Streit um die Strategie.

Die Grünen bleiben in der Erfolgsspur. In der neuesten Umfrage zur Landtagswahl werden sie als zweitstärkste Kraft in einer Neuauflage des aktuellen Regierungsbündnisses geführt. Für Linke, SPD und Grüne würde es - erstmals seit der Wahl 2014 - reichen.

Umfragen sind keine Wahlergebnisse, aber Klimanotstand und Waldsterben verhelfen den Grünen in Thüringen zum Hoch. Dass es zur Fortsetzung von Rot-Rot-Grün langt, ist aber längst nicht in Stein gemeißelt. Lediglich die schwächelnde FDP begünstigt das derzeit. Insofern bleibt die Frage, inwieweit die Stärke von Linken und Grünen - bei der SPD von Stärke zu sprechen verbietet sich mittlerweile - für die Möglichkeit des Weiterregierens ausreicht?

Bei allen Zahlenspielen, die bis zur Landtagswahl noch erfolgen werden, muss man den Thüringer Grünen eine gehörige Portion Wahnsinn bescheinigen, wenn sie sich ausgerechnet jetzt auf offener Bühne über ihre Strategie streiten. Die Parlamentarische Geschäftsführerin Astrid Rothe-Beinlich erklärt alle Diskussionen über etwas anderes als eine Fortsetzung von Rot-Rot-Grün via „Basta“ für beendet. Spitzenkandidatin Anja Siegesmund aber weitet den Blick in Richtung einer Vier-Parteien-Konstellation mit CDU, SPD und, falls der Einzug gelingt, FDP. Sie verdeutlicht, dass Grüne auch dann Verantwortung fürs Land tragen wollen, wenn sich ihre Wunschkoalition nach der Wahl im Oktober nicht umsetzen lässt. Nichts anderes wäre ihre demokratische Pflicht. Eskaliert der Streit aber, geht es auch für Grün schnell wieder abwärts.