Elmar Otto über die Grünen – einstige Ökoaktivisten breiter aufgestellt.

Trifft man in diesen Tagen Grünen-Politiker, Mitglieder oder Sympathisanten, steht ihnen die Freude über die anhaltende Zustimmung in der Bevölkerung ins Gesicht geschrieben. Auch wenn die Thüringer Ergebnisse bei den jüngsten Kommunal- und Europawahlen nicht mit dem bundesweiten Trend mithalten können, sind grüne Parteigänger sicher: Da geht noch mehr!

Spitzenkandidatin Anja Siegesmund gibt die Losung aus: „Wir wollen deutlich stärker werden als 2014.“ Das dürfte zu schaffen sein. Damals holten die Grünen 5,7 Prozent, Umfragen sehen sie momentan bei acht Prozent. Das Potenzial aber liegt den Demoskopen zufolge sogar bei 26 Prozent. Das bedeutet zum einen: Es ist noch jede Menge Überzeugungsarbeit zu leisten. Zum anderen. Die Grünen, die früher stets zittern mussten, weil nie sicher war, ob sie den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, haben inzwischen andere Ansprüche: Sie wollen an der Macht bleiben.

Das zeigt auch ihr selbstbewusstes Programm für die Landtagswahl. Und selbst wenn der Klimaschutz aktuell ihr größter Schlager ist, möchten sich die einstigen Ökoaktivisten nicht mehr nur auf Umweltschutz reduzieren lassen.

Damit das gelingt, müssen sie das Vertrauen der Menschen gewinnen. Die Bewahrung der Schöpfung reicht dafür nicht aus. Es geht auch um gute Schulen, sichere, ordentlich bezahlte Jobs und Renten, die zum Leben reichen.

Wenn den Grünen dieser Wandel gelingt, haben sie im Herbst bei der Regierungs­bildung sicher ein Wort mitzureden.

e.otto@tlz.de