Sibylle Göbel: Arme Kinder bleiben oft ein Leben lang arm.

Thüringen hat im Grunde nur eine Möglichkeit, um auf die Herausforderungen durch Überalterung einer- und die anhaltend hohe Armutsquote bei Kindern andererseits zu reagieren: Der unheilvolle Teufelskreis, wonach diejenigen, die als Kinder arm waren, mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr ganzes Leben mit den Folgen von Armut zu kämpfen haben, muss unbedingt durchbrochen werden.

Denn je mehr sozial benachteiligte Kinder dazu befähigt werden, einen Schulabschluss und anschließend eine Ausbildung zu machen, die ihnen den Einstieg ins Berufsleben und einen existenzsichernden Job ermöglicht, umso besser ist das nicht nur für diese Kinder, sondern auch für die Gesellschaft. Es gäbe wieder mehr Fachkräfte – und damit auch mehr Steuerzahler, die die Versorgungslasten der Älteren schultern.

Deshalb kann gar nicht früh genug damit begonnen werden, Eltern insbesondere dort, wo sich die Kinderarmut geradezu ballt, zu stärken und bei der Erziehung zu unterstützen. Thüringen hat da schon ganz gute Ansätze, beispielsweise mit der Entwicklung von Kindergärten hin zu Eltern-Kind-Zentren. Doch das reicht nicht aus, wenn Kindern das Scheitern nicht länger in die Wiege gelegt sein soll.

Deshalb muss der neue Sozialstrukturatlas zum Anlass genommen werden, die Lage nicht nur weiter zu beklagen, sondern durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur engmaschigen Betreuung zu verhindern, dass benachteiligte Kinder ihre Schullaufbahn schon aus der letzten Reihe starten. Und oft genug ganz abgehängt werden.