TLZ-Chefredakteur Nils R. Kawig über die anstehenden Wahlen – Wähler dürfen streng benoten.

Die Ortsteilbürgermeisterin von nebenan und der Kommissionspräsident in Brüssel haben eines gemeinsam: Beiden stellt der Wähler an diesem Wochenende ein Zeugnis aus. Danach werden sie wissen, wie ihre Arbeit der vergangenen Jahre beim Wähler angekommen ist. Zumindest dürfen sie ein politisches Stimmungsbild erwarten, sozusagen die Quittung, ausgestellt von Millionen Wahlberechtigten in Thüringen und ganz Europa.

Selten, genau genommen nur alle vier bis fünf Jahre, haben Wähler die Chance, ihre Abgeordneten zu benoten. Das wissen einige Bürger zu schätzen und freuen sich auf den Urnengang; andere betrachten es als ihre demokratische Pflicht, immer wieder sonntags ein Kreuzchen zu machen. Und leider gibt es auch eine größer werdende Gruppe von Menschen, die keinen Gebrauch vom Wahlrecht machen will. Dabei sind wir alle gleichermaßen von politischen Entscheidungen betroffen, egal ob sie im Europaparlament oder im Gemeinderat getroffen werden. Dort mag es vielleicht um Klimapolitik, hier um den Hochwasserschutz am heimischen Flüsschen gehen.

Wer wählt, mischt sich ein. Wer nicht wählen geht, überlässt anderen die Gestaltungsmöglichkeiten. So funktioniert Demokratie. Und sie funktioniert gut: Seit Jahrzehnten herrscht Frieden in Europa. Das ist anderswo keine Selbstverständlichkeit.

Jetzt, an diesem Sonntag, wird festgelegt, welche Politiker und Parteien in den nächsten fünf Jahren das Sagen haben. Bestimmen Sie mit, ob die Ortsteilbürgermeisterin bleiben soll und wer ins Europaparlament einziehen darf!

Es ist Ihre Entscheidung.