Elmar Otto über die schwierige Ministerpräsidentenwahl.

Vier Parteien verhandeln zurzeit die Zukunft Thüringens. Und eines steht fest, so unterschiedlich die Auffassungen von Rot-Rot-Grün auf der einen und der CDU auf der anderen Seite auch sein mögen: Sie alle sind aufeinander angewiesen.

Linken, SPD und Grünen fehlen bekanntlich vier Stimmen im Landtag, um ihren Ministerpräsidentenkandidaten Bodo Ramelow mit der absoluten Mehrheit wählen zu können. Diese Stimmen erhoffen sie sich von der Union. Die wiederum würde unter bestimmten Umständen für den Linken votieren, zumindest dann, wenn sich damit der Termin für Neuwahlen maximal hinauszögern ließe.

Dieser Wunsch ist aus christdemokratischer Sicht einleuchtend. Immerhin hat ihnen die Wahl des FDP-Mannes Thomas Kemmerich gemeinsam mit der AfD jede Menge Kredit beim Wähler gekostet. Aktuell würde die CDU wohl die Hälfte ihrer Mandate einbüßen. Ein später Neuwahltermin ist also reiner Selbsterhaltungstrieb.

Den Unvereinbarkeitsbeschluss der Bundes-CDU, der eine Kooperation mit der Linken untersagt, dürfen die Thüringer dabei getrost ignorieren. Er hat mit der Wirklichkeit rein gar nichts zu tun.

Der Kompromiss, auf den es hinauslaufen könnte: Mindestens vier CDU-Abgeordnete wählen im ersten Wahlgang Ramelow. Damit wäre er sicher im Amt, vorausgesetzt natürlich, seine eigenen Leute spielen ihm in der geheimen Wahl keinen Streich. Zuvor wird vereinbart, dass Neuwahlen möglichst spät stattfinden. Zudem verständigt man sich auf Kooperationen, wenn es um Einstellungen von Lehrern und Polizisten oder den Ausbau der Digitalisierung geht.

All das hätte man bereits vor Monaten haben können. Und ein politisches Beben wäre Deutschland erspart geblieben. Damit so etwas nie mehr passiert, sollten sich jetzt alle zusammenreißen.