Kerstin Münstermann über Kanzlerin Merkel.

Es beginnt eine neue politische Phase der Corona-Pandemie: Bundeskanzlerin Angela Merkel überlässt die Zuständigkeit für die weitere Bekämpfung der Pandemie weitestgehend den Bundesländern. Und übergibt damit die Verantwortung denen, die laut Verfassung zuständig sind für den Schutz vor Infektionen und die Organisation von Kitas und Schulen. Sie sei einverstanden, „dass jeder im Rahmen seiner Zuständigkeiten arbeitet“, sagte sie am Mittwoch. Nur in Grundsatzfragen müsse man eng beisammenbleiben.

Nun haben es also die Ministerpräsidenten, die kreisfreien Städte und die Landkreise in der Hand. Erst mal. Sollte das Land die Pandemie weiter vergleichsweise mild überstehen, werden am Ende alle zufrieden sein.

Sowohl Merkel, die mit ihren Appellen und ihrem Handeln zu Beginn der Krise die Bevölkerung dazu brachte, Schlimmeres zu verhindern. Und auch die Länderchefs, die im Kontakt mit den Bürgern vor Ort ein gutes Gespür dafür haben, wann sich Ungeduld von Menschen in Unruhe wandelt.

Ob eine Corona-Kanzlerin in Warteposition dem Land nutzt? Der aktuelle Wettlauf der Länder jedenfalls, etwa durch die Ideen von Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow, hat das Vertrauen der Bürger nicht gestärkt. Eine Maskenpflicht aufzuheben, geht in Zeiten, in denen innerdeutsche Reisen zum Glück wieder zugelassen sind, nur überall oder nirgends. Alles andere ist Quatsch. Anders sieht es bei Schulen und Kitas aus, da sollten die Länder mit Blick auf ihr Infektionsgeschehen individuelle Lösungen suchen.

Aber eines ist auch klar. Sollte eine zweite Welle kommen, dann werden alle wieder nach der Chefin im Kanzleramt rufen. Einem einzelnen Landrat werden die Menschen nämlich nicht folgen. Ob Merkel dann die Verantwortung für einen erneuten Lockdown wieder annimmt? Bleibt zu hoffen.