Die Thüringer Pläne einer landeseigenen Infrastrukturgesellschaft für schnelles Internet kommentiert Sebastian Holzapfel.

Es hat länger gedauert, als einen Film im ICE herunterzuladen, aber nun scheint das Problem ganz oben angekommen zu sein: Deutschland und vor allem auch Thüringen braucht schnelles Internet. Während in Sachsen bereits ein Drittel der Menschen mit 1000 Mbit pro Sekunde surfen könnten, sind es in Thüringen gerade 14 Prozent.

Nachdem sich die Bundesregierung Anfang der Woche im Schloss Meseberg in Brandenburg zum Mobilfunkgipfel getroffen hatte, drückte gestern auch Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee auf die Tube und stellte den Plan einer landeseigenen Infrastrukturgesellschaft zum Ausbau des superschnellen Internets vor.

Wer nun aber hofft, in seiner von der Telekom vernachlässigten Gemeinde Glasfaserkabel bis an jede Haustür gelegt zu bekommen, der täuscht sich. Wie auch bei der Mobilfunkabdeckung, hängt der Netzausbau an den großen deutschen Betreibern Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica O2 und Drillisch. Die werden jedoch schon die Vorgabe der Bundesnetzagentur, bis Ende dieses Jahres 50 Mbit Geschwindigkeit in 98 Prozent aller Haushalte zu bringen, deutlich verfehlen. Entsprechenden Druck auf die Anbieter mit hohen Bußgeldern kann nur der Bund ausüben.

Was eine Thüringer Infrastrukturgesellschaft aber leisten kann, ist Kommunen zu beraten – beispielsweise im Umgang mit den Großen der Branche. Aber schnelle Leitungen sind nicht alles – was zählt, ist was darüber übertragen wird. In unseren Schulen, Berufsschulen und Unternehmen muss mit Aus- und Weiterbildungsangeboten der Grundstein gelegt werden für das, was derzeit noch nebulös mit dem Begriff „Industrie 4.0“ bezeichnet wird, was unabwendbar aber die Lern- und Arbeitswelt in den kommenden Jahren umkrempeln wird.

Superschnelles Internet: Land plant eigene Infrastrukturgesellschaft