Fabian Klaus sieht in den Kirchenaustritten eine Abrechnung.

Die Menschen verlassen die katholische Kirche scharenweise. Angesichts der dramatischen Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz darf man davon wohl sprechen.

Was führt zu dieser Massenflucht aus der katholischen Kirche von mehr als 200.000 Menschen in einem Jahr? Der Institution geht es seit Jahren ab, transparent aufzuarbeiten, was hinter den dicken Mauern der Gotteshäuser falsch gelaufen ist. Die Vorstellung einer Studie zum sexuellen Missbrauch in der Kirche vor einem Jahr zeigte deutlich, wie lange die Kirchenmänner die Augen vor der Wahrheit verschlossen haben – als verkündet wurde, was durch Indizien längst belegt war, schauten die Oberen so schockiert, als sei alles erst öffentlich geworden. Zu einem Zeitpunkt, als schon weit mehr als fünf Jahre die öffentliche Aufarbeitung des Missbrauchs durch Pfarrer in Gang gesetzt war.

Von den obersten katholischen Kirchenmännern war in den ersten Jahren, als immer mehr Fälle bekannt geworden sind, nicht viel zu erwarten. Sie haben gezögert und gezaudert und so bereits zahlreiche Austritte provoziert.

Das „Nicht-Wahrhaben-wollen“ bestimmte das Handeln. Viele Priester, die sich einst an Kindern vergangen haben, sind bereits verstorben. Andere leben noch, sollen teilweise ihren Ruhestand mitten in der Gemeinde verbringen. Sieht so ehrliche Aufarbeitung aus?

Das Vertrauen in die Institution Kirche stärkt all das nicht. Die Katholiken akzeptieren keine intransparente und zaghafte Aufarbeitung – das zeigt die Austrittsstatistik 2018. Die ist eine Abrechnung mit den Schweigenden.

Auch interessant