Nils Kawig darüber, ob sich der „Kindergarten“ retten lässt.

Der Kindergarten ist eine Thüringer Erfindung. Wir haben sie Friedrich Fröbel zu verdanken, der im Jahr 1839 in Bad Blankenburg eine sogenannte Spiel- und Beschäftigungsanstalt gründete. Ein Wortungetüm. Das fiel offenbar auch dem Pädagogen auf, weshalb er schon ein Jahr später einen besseren Begriff fand – den Kindergarten. Damit setzte ein weltweiter Erfolg ein: Konzept und Bezeichnung wurden in aller Herren Länder übernommen.

Soweit der Blick zurück. Wer sich in der Gegenwart umschaut, stellt fest, dass sich Kindergärten immer noch großer Beliebtheit erfreuen, sie aber oft als Kita bezeichnet werden. Und das treibt, mit Blick in die Zukunft, den Initiatoren einer Petition die Zornesröte ins Gesicht, fürchten sie doch, dass das schöne Wort Kindergarten aus dem deutschen Sprach­gebrauch verschwindet. Mehr noch: Sie wollen, dass Thüringer Politiker als Sprachwächter in Erscheinung treten und sich bundesweit für die Verwendung des Wortes Kindergarten stark machen. In Gesetzestexten und Bildungsplänen, Amtsstuben und wichtigen Unterlagen soll nur noch von Kindergarten die Rede sein. Begriffe wie Kita oder Kindertagesstätte sollen Sprachwächter auf diese Weise zurückdrängen. Das hat etwas Nostalgisches, ist nicht unsympathisch, aber doch zum Scheitern verurteilt. Denn Sprache verändert sich unentwegt.

Diesen Prozess aufzuhalten, gleicht einem Kampf gegen Windmühlenflügel. Er ist aussichtslos, wenn jungen Eltern die „Kita“ einfach schneller über die Lippen kommt als der „Kindergarten“. Gewiss, den Initiatoren geht es um mehr als nur Sprachpflege. Aber am Ende bleibt es doch nur ... ein Wort.

n.kawig@tlz.de