Bernd Jentsch über das Potenzial, das Menschen mit Behinderung für Arbeitgeber darstellen.

Es reicht nicht, lautstark zu lamentieren und anschließend auf ein Wunder zu hoffen. Viele Arbeitgeber in Thüringen beklagen sich über den nicht mehr zu übersehenden Mangel an Fachkräften – oder in einigen Branchen mittlerweile schlicht an Arbeitskräften.

Die Kinder, die vor sechzehn Jahren nicht geboren wurden, kommen jetzt nicht aus der Schule und können demzufolge auch keine Lehre beginnen. Hunderte Lehrstellen in den Firmen bleiben unbesetzt. In Handwerksbetrieben fehlen die Lehrlinge, was die Wartezeiten für die Kunden immer mehr verlängert. Später fehlen damit aber auch die Gesellen und die Meister und damit Nachfolger für die Firmenchefs.

Auf der anderen Seite stehen junge Menschen mit Behinderungen, die gesellschaftliche Anerkennung und berufliche Teilhabe anstreben. Ihnen eine Chance zu geben, wird für die Unternehmer immer zwingender. Hier schlummert das Potenzial, das man nutzen muss. Immerhin sind aktuell acht Millionen Deutsche, also jeder Zehnte, schwerbehindert.

Natürlich ist der Aufwand größer, eine junge Frau oder einen jungen Mann mit einem Handicap auszubilden. Möglicherweise müssen Arbeitsplätze oder Berufsschulen angepasst werden, ist ein persönlicher Betreuer notwendig.

Doch all dies wird durch Arbeitsagenturen oder Integrationsämter unterstützt. Selbst bei der Ausbildungsvergütung ist ein finanzieller Zuschuss möglich. Bei einer Probearbeit eines Menschen mit Handicap können die Lohnkosten ebenso übernommen werden wie die Arbeitgeberanteile für die Sozialversicherungen.

Firmenchefs, die dies nicht wissen, sind gut beraten, sich zu informieren. Ämter, Arbeitsagenturen und Kammern stehen bereit und geben gern Auskunft. Nutzen müssen diese Chance, motivierte und loyale Beschäftigte zu finden, aber letztlich die Unternehmer selbst.