Bernd Jentsch zum Widerstand gegen neue Stromtrassen.

Der Graben könnte nicht tiefer sein. Auf der einen Seite stehen die großen Netzbetreiber, die einen Ausbau des Starkstromleitungsnetzes in Deutschland für unabdingbar halten. Ihnen gegenüber stehen Bürgerinitiativen und Vereine in Hessen, Bayern, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die eben diese geplanten neuen Trassen für völlig überflüssig erachten.

Streit ist also vorprogrammiert bei diesen grundsätzlich unterschiedlichen Auffassungen. Hatten Energieversorger, Netzbetreiber und Politik noch vor ein paar Jahren darauf gehofft, mit dem Wechsel vom ursprünglich vorgesehenen Bau von Freileitungen zu einer Erdverkabelung den Widerstand in den betroffenen Regionen eindämmen zu können, müssen sie spätestens jetzt erkennen, dass dies keineswegs der Fall ist.

Auch der jüngste Vorstoß der Netzbetreiber, die den Einsatz einer neuen Technologie und damit verbunden schmalere Trassenkorridore ankündigten, führt keinesfalls dazu, dass die Akzeptanz der Leitungen bei den Betroffenen in den Regionen steigt.

Die haben sich längst bundesweit aufgestellt, planen ihre weiteren Aktionen gemeinsam, um sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Und sie setzen auch längst nicht mehr nur auf Protestaktionen, sondern haben – wie der Verein Thüringer gegen Südlink – eigene Gutachten in Auftrag gegeben, die den Aussagen des aktuellen Netzentwicklungsplanes widersprechen. Statt eines massiven Ausbaus des Leitungsnetzes rät der Experte zu einer verbesserten dezentralen Energieversorgung. Durch Wind und Sonne erzeugte Energie könnte demnach verstärkt in Gas oder Wärme umgewandelt werden, um sie speichern oder direkt zur Heizung von Wohnungen nutzen zu können, heißt es im Gutachten.

Die Debatten darüber haben erst begonnen. Aber alle sind gut beraten, sie sachlich zu führen und die beste Lösung zu suchen.