Gerlinde Sommer zur Lage und den Konsequenzen.

Haben Sie das auch schon gehört? Wenn es um Corona geht, wird oft dergestalt argumentiert, dass an der Grippe Jahr für Jahr viel mehr Menschen sterben als bisher an dem Virus, das uns jetzt in die Häuser treibt und zu einschneidenden Veränderungen in unserem Alltag zwingt. Wenn ich das höre, klingt das für mich wie die Beschwörung von Geistern in der Hoffnung, dass wir verschont
bleiben.

Für mich stellt sich das Problem so dar: An der Grippe sterben tatsächlich Jahr für Jahr viele Menschen – und zwar, obwohl es eine jeweils mehr oder minder wirksame Impfung gibt. Und viele Menschen, die einer Risikogruppe angehören, wissen genau, warum sie sich impfen lassen. Gegen Corona aber kann derzeit noch keiner mit einer Spritze die Gefahr bannen...

Es ist jetzt – ganz generell gesagt – die Zeit der Vorsicht und der Rücksicht. Und es ist eine Zeit des ständigen Lernens.

Ich möchte gar nicht nachkarten, wer noch vor Tagen mit einer gewissen Empörung zu mir sagte: Es handelt sich hier um einen Medienhype. Das war es nie. Die Menschen in den Medien haben wie ganz viele in anderen Bereichen der Gesellschaft zunächst das ganze Thema aus vermeintlich sicherer Entfernung betrachtet. So wie wir alle mit Erstaunen zunächst nach China und später nach Südtirol blickten, während manche noch fröhlich in den Schnee nach Tirol aufbrachen, auch weil dort gehofft wurde, die Skisaison könnte ohne Corona-Gefahr zu Ende gebracht werden. Es liegt mir fern, hier mit heutigen Erkenntnissen Vorwürfe zu erheben.
Noch immer glauben viel weniger Menschen von alledem betroffen zu sein, als dies die voraussichtlichen Erkrankungsraten nahelegen. Ich rate derweil zur Vorsicht und zur Rücksicht und warne davor, sich eines ureigenen Expertentums zu rühmen, das gar nicht vorliegt.