Nils R. Kawig über zunehmende häusliche Gewalt.

Die Corona-Krise richtet großen Schaden an – in der Wirtschaft, im Bildungssystem, auch zwischenmenschlich. Letzteres schlägt sich langsam in Statistiken nieder, denn Fälle von häuslicher Gewalt nehmen nachweislich zu. Immer häufiger werden Polizisten zu Hilfe gerufen, wenn familiäre Konflikte nur noch mit Fäusten ausgetragen werden: Mehr als 500 Mal mussten sie Täter im vergangenen Jahr, meistens Männer, der Wohnung verweisen. Ein bedenklich hoher Wert. Alles Wichtige zur Corona-Pandemie in Thüringen lesen Sie in unserem Blog

Glaubt man Opferschützern, beispielsweise den Experten vom Weißen Ring, ist mit einer weiteren Zunahme solcher Gewalttaten zu rechen. Sie gehen davon aus, dass sich Fälle von Körperverletzung und sexueller Gewalt weiter häufen werden. Und das Schlimmste: Nur ein Bruchteil davon wird aktenkundig. Vieles bleibt hinter verschlossenen Türen. Da müssen einem Frauen und Kinder besonders leidtun, die sich nur schwer zur Wehr setzen können.

Es sind vor allem die Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie, die das Reizklima in der Gesellschaft verschärfen. So wirkt ein Lockdown bis in die Familien hinein: Wenn Erwachsene in Kurzarbeit geschickt werden, Kinder den Klassenraum mit einem Platz vorm heimischen Computer tauschen müssen, sich alle Familienmitglieder auf beengtem Wohnraum begegnen, liegen die Nerven blank. Finanzielle Sorgen stellen sich ein; sie führen zu wirtschaftlichem und psychischem Druck.

All das sind Ursachen für häusliche Gewalt, aber ganz gewiss keine Entschuldigung. Niemand darf zu Hause die Hand erheben. Schon der sprichwörtliche Klaps auf den Po ist nicht akzeptabel.

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