Wirtschaftsinitiative bewertet Bildungssystem.

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht zur Bildungspolitik in Thüringen. Zuerst die gute: Der Freistaat belegt in einem bundesweiten Vergleich Platz drei unter sechzehn Bundesländern. Aber – und das ist die schlechte Nachricht – Thüringen hat zum Vorjahr einen Rang ­eingebüßt. Angeblich gibt es kein Bundesland, das sich in den vergangenen Jahren so verschlechtert hat. Schreiben die Autoren einer neuen Studie.

In Auftrag gegeben wurde sie von der sogenannten Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, kurz ISNM, die als arbeitgebernah eingestuft wird. Kritiker dieser Studie behaupten, dass sie die Bildungssysteme nur danach bewertet, ob sie zu einer „Steigerung von Standortqualität, Wachstum und Beschäftigung“ beitragen. Ob das die richtigen Gradmesser für gute Bildung sind, darf jeder für sich bewerten. Wirtschaftlich betrachtet, ergibt der Vergleich der Kriterien auf jeden Fall einen Sinn.

Allerdings ist die Studie auch politisch gefärbt. Ihre Auftraggeberin wird finanziert durch die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie. Wie schon der Name verrät, will die ISNM die Soziale Marktwirtschaft erneuern. Sie ist klar gegen den Mindestlohn, gegen eine Vermögenssteuer, gegen die EEG-Umlage, aber auch für ein höheres Renteneintrittsalter. In der Bildung macht sich die Initiative für mehr individuelle Förderung stark.

So betrachtet, leidet die Studie darunter, dass sie Bildung vor allem nach wirtschaftlichen Aspekten bewertet. Oder mit anderen Worten: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“