Fabian Klaus zu den Chaostagen bei der Thüringer Awo.

Dieser Bericht hat es in sich. Das war zu erwarten. Denn zu dicht waren die Informationen darüber, dass die Gehälter der Geschäftsführung der Awo-Tochterfirma AJS vor allem bei den beiden langjährigen Geschäftsführern deutlich über den Richtlinien des Governance-Kodex liegen.

Jetzt bestätigt der Awo-Bundesverband, was diese Zeitung bereits im Januar öffentlich gemacht hat. Wer aber Einsicht bei den führenden Köpfen der AJS erwartet hat, der sieht sich getäuscht. Stattdessen wird eine Stellungnahme veröffentlicht, in der die Gehälter verteidigt werden und man verbal derart um sich schlägt, dass man nicht mehr den Eindruck hat, dass sich hier Spitzen einer Firma äußern, deren Gesellschafter ein Wohlfahrtsverband ist. Kurz darauf ist das Dokument dann auf wundersame Weise wieder verschwunden … Spätestens jetzt wäre es Zeit für die Geschäftsführung, einen Neuanfang zu ermöglichen.

Dabei dürfen jene nicht vergessen werden, die das Treiben scheinbar über Jahre geduldet haben. Mit Werner Griese hat am Freitag der Landesvorsitzende seinen sofortigen Rücktritt erklärt. Mithin jener Mann, der über die Gehälter der Geschäftsführung stets Bescheid gewusst haben muss. Damit steuert der Thüringer Landesverband der Awo jetzt nahezu führungslos in eine ungewisse Zukunft.

Bei aller Verärgerung über das Geschäftsgebaren Einzelner und das jahrelange untätige Zuschauen anderer Protagonisten hat der Prüfberichtsentwurf des Bundesverbandes aber auch etwas Positives hervorgebracht. Die überdimensionierten Vergütungen beschränken sich nach derzeitigem Kenntnisstand auf die AJS-Geschäftsführung. In deren Firmenspitze wurde über viele Jahre die wichtige Arbeit der Wohlfahrtsverbände in Thüringen mit offenkundiger Raffgier und unter Ignoranz aller Warnungen in den Dreck gezogen.