Sibylle Göbel zur Früherkennung von Brustkrebs.

Die Entscheidung war keine leichte: Soll es während der Corona-Pandemie Röntgenuntersuchungen zur Brustkrebsfrüherkennung geben? Schließlich lässt sich Kontakt dabei nicht vermeiden. Die Frauen, die zur Mammografie gehen, müssen sich nicht nur am Tresen anmelden. Die Fachangestellten müssen ihnen auch zeigen, wie sie sich beim Röntgen zu positionieren haben. Dazu kommt der fliegende Wechsel in den Umkleidekabinen. Das alles spricht dagegen, die Untersuchungen wie gewohnt fortzusetzen. Erst recht, weil die ältesten Teilnehmerinnen zur Corona-Risikogruppe gehören.

Dennoch hat sich einer der verantwortlichen Ärzte gegen den sofortigen Stopp entschieden. Und auch das ist nachvollziehbar. Denn auch wenn das Screening-Programm nie unumstritten war, haben doch etliche Studien gezeigt, dass durch die Untersuchungen die Brustkrebs-Sterblichkeit gesenkt werden konnte. Natürlich trugen dazu auch bessere Behandlungsmöglichkeiten bei. Aber Fakt ist:
Je eher ein Tumor entdeckt wird, umso schonender kann die Behandlung sein, und umso größer ist die Chance auf Heilung.

Umstritten ist das Screening vor allem aus zwei Gründen: Zum einen werden durch die Untersuchung auch Tumoren ausgemacht, die sonst zwar nicht gefunden worden wären, die aber auch nie Ärger gemacht hätten. Zum anderen gibt es falsch positive Befunde, bei denen etwas entdeckt wird, das sich später als gutartig erweist – für die Betroffenen eine große psychische Belastung. Schon allein deshalb fällt es vielen Patientinnen schwer, sich für die Untersuchung zu entscheiden. Deshalb sollten die Fachärzte die Zwangspause nutzen, um den fachlichen Disput über Vor- und Nachteile des Screenings zu intensivieren und Frauen künftig eine bessere Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, als das bislang der Fall ist.