Nils R. Kawig freut sich über 30 Jahre Deutsche Einheit.

Die Zeit ist rasend schnell vergangen. Trotzdem werden sich viele von uns noch ganz genau an die Jahre 1989/90 erinnern – an die Veränderungen, Hoffnungen, an die vielen ersten Male. Und jeder, der noch mal tief in seine Erinnerungen abtaucht, wird für sich selbst feststellen können, ob die Erwartungen seither weitestgehend erfüllt wurden oder ob sie unerfüllt geblieben sind. Für mich persönlich überwiegt das Positive. Und ich hoffe, die meisten Thüringer betrachten das ähnlich.

Ost-West klingt zwar wie ein unversöhnlicher Gegensatz. Wie Alt und Jung, wie arm und reich, wie oben und unten. Dabei sind es im Grunde genommen nur Himmelsrichtungen. Freilich haben sie eine Bedeutung, weit über das Geografische hinaus. Aber wer Ost und West als zwei Teile einer Einheit begreift, wer darin Erfahrungen, Lebenswege und vielfältige Ansätze erkennt, dem dürften Gemeinsamkeiten wichtiger sein als Unterschiede. Für das Zusammenwachsen ist das sehr viel wert.

Zweifelsohne ist nicht alles zum Besten bestellt, 30 Jahre nach der Deutschen Einheit: Da gibt es Lohnunterschiede, die nicht mehr vorhanden sein dürften, und Nachteile bei der Steuerkraft, weil die wirtschaftliche Struktur eine ganz andere ist. Aber im Osten haben sich auch Leuchttürme herausgebildet, für die wir im Westen zurecht bewundert werden.

Insofern hat sich Deutschland in den vergangenen 30 Jahren weiterentwickelt. Vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack. Aber wie soll das auch möglich sein in einem Land mit mehr als 80 Millionen Geschmäckern. Trotzdem ist es ein lebenswertes Land, eine wehrhafte Demokratie, ein Flecken Erde voller Kultur und großartiger Menschen. Hier, gerade in Thüringen, können wir uns sicher und zu Hause fühlen. Wir alle haben es in der Hand, dieses Land noch schöner zu gestalten. Nutzen wir die Chance!