Ein Kommentar von Gerlinde Sommer zu den Ergebnissen der Europa-Wahl in Thüringen.

Die Grünen in Deutschland sprechen von einem „Sunday for Future“ – einem Sonntag, der der Zukunft gewidmet ist. Die CDU sieht sich gut aufgestellt, trotz gewisser Einbußen. Die SPD leidet bundesweit an sich selbst.

Im grünen Herzen Deutschlands färben sich derweil ganze Regionen blau. Bundesweit hat die AfD ein knapp zweistelliges Ergebnis. In Thüringen, wo mehr Bürger zur Wahl gingen als 2014, ist die Alternative mancherorts Spitzenreiter – und die Grünen kommen nach CDU, AfD, Linke und SPD gerade mal auf Platz 5.

Wer sich im Laufe des Wahlabends durch die Ergebnisse klickt, der sieht in der kreisfreien Stadt Eisenach wie im Landkreis Sonneberg und im Kyffhäuserkreis das Kopf-an-Kopf-Rennen von CDU und AfD als stärkste Parteien; in der kreisfreien Stadt Gera sowie den Kreisen Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt liegt die AfD auf Platz 1.

Natürlich lässt sich das mit Protest erklären. Es gibt noch nicht einmal einen namentlich benannten AfD-Politiker, der die Europa-Interessen der Thüringer vertreten soll. Und Thüringen hat seit 1990 massiv von Europas Geldern profitiert. Andererseits ist Protest nur eine mäßig hilfreiche Erklärung. Bei der Europawahl gibt es keine Fünf-Prozent-Hürde und so viele Parteien zur Auswahl wie sonst nie. Die Thüringer, die AfD gewählt haben, mögen etwas im Sinn gehabt haben an diesem Sonntag im Mai: Mit ihrem Kreuz deuten sie an, wohin sich das Ergebnis der Landtagswahl Ende Oktober entwickeln könnte.

g.sommer@tlz.de