Nils R. Kawig kommentiert den Umgang mit Impfstoffen.

Keine Frage: Corona-Impfstoffe sind Gold wert – für Hersteller genauso wie für Patienten. Den einen spült das flüssige Etwas Geld in die Kassen, den anderen macht es Hoffnung auf Gesundheit und Normalität. Letzteres streben wir alle an, weil uns dreizehn Monate Pandemie ausgezehrt haben.

Das Ende vieler Corona-Einschränkungen ist umso schneller erreicht, je mehr Menschen geimpft werden. Darum ist es wichtig, jetzt alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Und wenn die Chance besteht, aus einem kleinen Biontech-Fläschchen nicht nur sechs, sondern sieben Spritzen aufzuziehen, dann sollten wir diese Chance nutzen. Verantwortliche in anderen Bundesländern haben das längst abgesegnet, nur hierzulande tummeln sich Bedenkenträger.

Natürlich sollten Mediziner nicht leichtfertig mit Impfstoffen umgehen oder, schlimmer noch, ihre Patienten einem Risiko aussetzen. Aber wenn im Beipackzettel steht, dass jedem Geimpften 0,3 Milliliter des Serums verabreicht werden müssen – und nach sechs Dosen ist diese Menge übrig, wo liegt dann bitte das Problem?

Klar. Vielleicht in der deutschen Bürokratie: Sechs Patienten wurden bestellt, also dürfen auch nur sechs behandelt werden … Die übrige Dosis fliegt weg. So werden wir es nie schaffen, einen normalen Sommer 2021 zu erleben.

Weltweit betrachtet sind jene Länder mit dem Impfen am weitesten, die sich etwas getraut haben, vor allem bei der Bestellung von Impfdosen. Diesen Rückstand kann Deutschland sowieso nicht mehr aufholen, aber das flüssige Gold wenigstens halbwegs gerecht unter allen Impfwilligen verteilen – und zwar schnell.

Diskussion um siebte Biontech-Impfdosis in Thüringen