Michael Helbing über Versuche der Besucherlenkung.

Erlebnis: Bratwurststand. So soll es in einem von drei Ausstellungsräumen heißen, die auf dem Erfurter Petersberg ein Erlebnisportal „Thüringen entdecken“ bilden. Dieser Stand soll laut Franz Hofmann von der Thüringer Tourismus-GmbH ein interaktiver sein, „an dem man sich seine Bratwurst selber braten kann“.

Aber natürlich ist da noch mehr als ein Bratwurststand fürs Bratwurstland. Für insgesamt sieben Millionen Euro will man mit interaktiven, multimedialen Portalen auch unterhalb der Wartburg und in Sichtweite des Weimarer Stadtschlosses den touristischen Blick weiten. Der reicht dann, digital unterstützt und mit dem Smartphone in der Hand, in alle Winkel des Freistaates.

Besucher sollen möglichst lange möglichst viele Ziele ansteuern. Doch am Ende hat diese zentrale Besucherlenkung hinein ins Dezentrale wieder nur ein Ziel: „Und das heißt Thüringen!“ So sagte es jedenfalls Ministerpräsident Bodo Ramelow, als diese Tourismusportale vorgestellt wurden.

Diese Portale sind eine Wette auf die Zukunft, nicht nur deshalb, weil derzeit ohnehin niemand sagen kann, wie schnell sich Tourismus unter Pandemiebedingungen wieder ankurbeln lässt. Man muss schon auch sehr darauf vertrauen, dass es zum Beispiel einen „Info-Wald“ auf dem Petersberg braucht, bevor jemand tatsächlich den analogen Thüringer Wald durchwandert.

Ein Land zu entdecken heißt nichts anderes, als es im Wortsinn zu erfahren oder zu erlaufen und dabei darauf zu hoffen, auf Abwege zu geraten, die einem niemand verraten hat. Und ein Bratwurststand ist sowieso immer in Reichweite.

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