Berlin. Die AfD schwebt im Umfragehoch und zielt höher. Wie Bundesvorsitzende Weidel sagte, denkt die Partei über einen Kanzlerkandidaten nach.

Die AfD will bei der nächsten Bundestagswahl offenbar einen eigenen Kanzlerkandidaten aufstellen. Bundes- und Fraktionsvorsitzende Alice Weidel sagte im RTL/ntv "Frühstart" auf die Frage, ob die Partei angesichts ihrer Umfragewerte diesen Schritt gehen wolle: "Natürlich, wir hätten das auch ohne diese Werte getan, einen Kanzlerkandidaten aufzustellen."

Weidel: "Zutrauen kann man sich viel"

Auf Nachfrage schränkte sie leicht ein, ein Parteitag habe das letztlich zu bestimmen: "Das haben wir nicht alleine zu entscheiden, sondern das machen unsere Mitglieder." Wer der oder die Kandidatin sein soll, sagte Weidel nicht. "Es ist völlig offen, wer dort antritt", so Weidel.

Auf die Frage, ob sie sich selbst die Kanzlerkandidatur zutraue, antwortete die 44-Jährige ausweichend: "Zutrauen kann man sich viel, aber das ist völlig offen, wer dort antritt." Die nächste reguläre Bundestagswahl findet 2025 statt.

AfD-Politiker unbeliebt

Die sogenannte "Alternative für Deutschland" erfreut sich in Umfragen aktuell großer Beliebtheit, erreichte Werte um 19 Prozent Zustimmung und landete damit in manchen Erhebungen vor den Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP. Lesen Sie dazu auch: Umfrage-Hammer: So will sich die CDU von der AfD absetzen

So beliebt die Partei bei einem Fünftel der Deutschen derzeit sein mag: Ihr Spitzenpersonal ist es nicht. Im ZDF-Politbarometer schafft es Weidel zwar in die Top 10 der wichtigsten Politikerinnen des Landes, landet da aber auf dem letzten Platz. Im INSA-Politikerranking kommt die Bundesvorsitzende als Drittletzte ins Ziel, gefolgt von ihrem Kollegen, AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla und Linken-Vorsitzende Janine Wissler.

Inlandsgeheimdienst stuft AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein

Allerdings gibt es keine Bundestags-Partei, die bereit wäre, mit der AfD zu regieren. Der Verfassungsschutz hat die Partei in diesem Jahr als rechtsextremistischen "Verdachtsfall" eingestuft. Das Bundesamt schätzt, dass 10.200 Mitglieder der AfD und ihrer Parteijugend (Junge Alternative) extremistischen Strömungen zuzurechnen sind.

Dem am Dienstag in Berlin vorlegten Verfassungsschutzbericht zufolge stieg die Anzahl der Menschen, die dem rechtsextremistischen Spektrum zugeordnet werden 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 14,5 Prozent auf 38.800 an. Einer der Gründe für den starken Anstieg ist hier, dass das Bundesamt erstmals Angehörige der AfD hinzurechnet. (pcl/mit AFP/dpa)