Berlin. Die Politik hat viel zu spät auf die Not in der Kindermedizin reagiert. Für Eltern heißt das: Auch dieser Winter wird wieder hart.

Es gibt Kinderärzte, die jetzt schon wieder gehetzt klingen. Dabei ist die Infektionslage gerade ziemlich entspannt. Die meisten Kinder sind noch in Sommerferienlaune und die meisten Eltern als medizinische Ersthelfer nur mit aufgeschürften Knien und Mückenstichen beschäftigt.

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Doch das kann sich schnell ändern – und die sommerliche Entspannung weicht wieder der herbstlichen Alarmlage: Grippe plus RS-Virus plus Erkältungserreger minus genügend Arzneimittel, minus freie Kinderarzttermine, minus freie Betten in den Kliniken. Außerdem ist auch die aktuelle Entspannung trügerisch. Auch jetzt, mitten im Sommer, gibt es in mancher Kinderstation kein freies Bett mehr.

Nicht, weil es vor Ort gerade so viele kranke Kinder gibt. Sondern schlicht deshalb, weil es kein Personal gibt, um mehr Betten zu betreiben. Die Folge: Es braucht in Deutschland vielerorts schon gar keine Viruswelle mehr, um die Kindermedizin an ihre Belastungsgrenze zu bringen. Oder, wie es neulich ein Kinderintensivmediziner sagte: Nichts ist besser geworden. Sie verlegen mitten im Sommer schwerkranke Kinder in andere Landesteile, weil es nicht genug Betten gibt.

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Kindermedizin: Bis die Maßnahmen der Politik greifen, dauert es Jahre

Politik-Korrespondentin Julia Emmrich
Politik-Korrespondentin Julia Emmrich © Anja Bleyl | Anja Bleyl

Viel zu spät hat die Politik angefangen, auf den Notstand in der Kindermedizin zu reagieren. Um zu wirken, brauchen die meisten Maßnahmen viele Jahre. Man kann also die Uhr danach stellen, wann wieder die hilflosen Appelle kommen: Verlegt Pflegepersonal aus anderen Stationen an die Kinderbetten, improvisiert bei den Medikamenten! Es ist zum Heulen.

Aber das Einzige, was jetzt hilft, ist gute Vorbereitung: Hausapotheke checken, Immunsystem fit machen – und Geduld haben. Auch wenn man als Eltern eigentlich in die Tischkante beißen will vor Ärger.