Berlin. Die USA fliegen Luftangriffe auf Stützpunkte iranischer Revolutionsgarden und Milizen. Präsident Joe Biden warnt Ajatollah Chamenei.

Im Nahen Osten nimmt der Konflikt zwischen den USA und dem Iran an Schärfe zu. Noch handelt es sich um Eskalationsstufen auf kleiner Flamme – aber die Angst vor einem regionalen Flächenbrand wächst. Am frühen Freitagmorgen flogen die Amerikaner im Osten Syriens Luftangriffe auf zwei Einrichtungen, die von Irans Revolutionsgarden sowie deren Verbündeten genutzt wurden.

Die Attacken seien ein Akt der Selbstverteidigung zum Schutz von US-Personal und hätten nichts mit dem derzeitigen Krieg zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen zu tun, betonte das Pentagon. Demnach greifen vom Iran unterstützte Gruppen in Syrien und im Irak seit dem 17. Oktober mit Drohnen und Raketen unter anderem vom US-Militär genutzte Stützpunkte an.

USA haben weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer verlegt

Im Irak sind etwa 2500 US-Soldaten stationiert, in Syrien etwa 900. Sie sind Teil der Bemühungen, ein Wiederaufleben der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zu verhindern, die in beiden Ländern einst bedeutende Gebiete kontrollierte.

Wegen des Gaza-Kriegs ist die Sicherheitslage in der gesamten Region angespannt. Zur Abschreckung haben die Vereinigten Staaten weitere Waffensysteme sowie Kriegsschiffe und Luftwaffengeschwader ins östliche Mittelmeer verlegt. Sie entsenden rund 900 Soldaten in den Nahen Osten zur Unterstützung der dortigen US-Einheiten.

 Irans religiöser Führer Ali Chamenei bezeichnet Israel immer wieder als „Krebsgeschwür“.
 Irans religiöser Führer Ali Chamenei bezeichnet Israel immer wieder als „Krebsgeschwür“. © AFP | -

Nach Angaben des Weißen Hauses hatte US-Präsident Joe Biden zuvor eine Botschaft an das geistliche Oberhaupt des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, gerichtet. In dieser habe Biden vor Angriffen auf amerikanische Truppen gewarnt, da dies zu einer Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der Hamas führen könnte.

Seit der Islamischen Revolution im Iran 1979 gelten die USA bei den Mullahs als „großer Satan“

Seit der Islamischen Revolution im Iran 1979 gilt Amerika bei den Mullahs als „großer Satan“. Israel wurde vom religiösen Führer Ali Chamenei immer wieder als „Krebsgeschwür“ in der Region bezeichnet, das beseitigt werden müsse. Der Iran unterstützt schiitische Milizen im Irak und in Syrien sowie die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon als „Achse des Widerstandes“ gegen Israel. Auch die Hamas bekommt Geld, Waffen und militärische Ausbildung aus Teheran.

Bei einer israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen werde die Hisbollah zurückschlagen, drohte deren Anführer Hassan Nasrallah. Die Hisbollah verfügt laut israelischen Militärangaben über bis zu 200.000 moderne Kurz- und Mittelstreckenraketen, die jeden Punkt Israels erreichen können. Tritt die Hisbollah in den Krieg ein, könnte auch Amerika involviert werden. Wäre das der Fall, ist auch eine Intervention des Iran nicht auszuschließen.

Was verbale Kriegsführung, Drohkulisse oder demonstrative Abschreckung ist, lässt sich derzeit nicht genau sagen. Aber der Krieg zwischen Israel und der Hamas hat das Potenzial zu einer Eskalation. Irans Bodenstreitkräfte haben am Freitag mit einer zweitägigen Übung begonnen. Vier Kampfverbände nähmen an dem Manöver in der zentralen Provinz Isfahan teil, wie die iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtete. Bei der Übung soll die Einsatzbereitschaft von Infanterie, gepanzerten Fahrzeugen, Raketen und auch elektronischer Kriegsführung erprobt werden. Das Manöver erfolge „angesichts jüngster Bedrohungen“.