Tel Aviv. Israel bereitet sich auf einen langen Krieg vor. Nun räumt das Militär ein: Im Krieg wurden 18 Soldaten durch Eigenbechuss getötet.

29 israelische Soldatinnen und Soldaten wurden seit Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen durch eigene Kameraden oder Unfälle getötet. Das entspricht mehr als 15 Prozent der bisherigen Opfer innerhalb der Streitkräfte. Nach entsprechenden Medienberichten hat die israelische Armee die Zahlen am Montag bestätigt.

18 der Soldaten seien durch Beschuss eigener Truppen – sogenanntes „friendly fire“ – ums Leben getötet worden. Zwei weitere starben durch versehentlich gelöste Schüsse und neun weitere durch Unfälle etwa mit Munition. Seit Beginn der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen Ende Oktober sind nach Militärangaben insgesamt 172 Soldaten und Soldatinnen getötet worden, seit dem 7. Oktober sind es 506. Mehr als 900 weitere wurden verletzt.

Erneut Raketenalarm in israelischen Städten

Zuletzt gab es in mehreren Städten in Israel erneut Raketenalarm. An der Grenze zum Gazastreifen und im Landesinnern hätten die Sirenen geheult, teilte die israelische Armee in der Nacht zum Montag mit. Der bewaffnete Arm der islamistischen Hamas, die Kassam-Brigaden, reklamierte Raketenangriffe auf den Großraum Tel Aviv für sich. Die Terroristen bezeichneten sie als „Reaktion auf die zionistischen Massaker an Zivilisten“ im Gazastreifen.

Derweil bereitet sich Israel auf einen längeren Krieg vor und passt seine Truppenaufstellung entsprechend an. „Die Ziele des Krieges erfordern einen längeren Kampf, und wir bereiten uns entsprechend vor“, sagte Israels Armeesprecher Daniel Hagari am Sonntagabend. Das Militär hält es der „Times of Israel“ zufolge für wahrscheinlich, dass der Gaza-Krieg noch das ganze Jahr 2024 hindurch andauern wird.

Daniel Hagari, hier in einem Tunnel der Hamas, ist Sprecher der israelischen Armee.
Daniel Hagari, hier in einem Tunnel der Hamas, ist Sprecher der israelischen Armee. © AFP | JACK GUEZ

Einem Teil der Reservisten, die im Gazastreifen kämpfen, wurde deshalb nun die vorläufige Rückkehr in ihre Heimat gestattet. Sie werden diese Woche „zu ihren Familien und an ihren Arbeitsplatz zurückkehren“, so Hagari. Dies werde Israels Wirtschaft entlasten und den Reservisten erlauben, „Kraft für die bevorstehenden Aktivitäten“ im neuen Jahr zu sammeln. Israels Ziel ist nach eigenen Angaben die völlige Zerstörung der Hamas.

Lage im Gazastreifen weiter dramatisch: 40 Prozent der Menschen „von Hungerkatastrophe bedroht“

Die Zahl der bisher in Gaza getöteten Palästinenserinnen und Palästinenser stieg nach Angaben der von der radikal-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 21.822. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen, laut UN-Beobachtern hätten sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit jedoch als insgesamt glaubwürdig herausgestellt. Israels Bombardierungen haben schwere Verwüstungen in dem schmalen Küstengebiet angerichtet.

Nach kürzlichen Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA sind 40 Prozent der Menschen in Gaza von einer Hungerkatastrophe bedroht. „Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben, um das Finden von Nahrung und Wasser“, erklärte der Gaza-Direktor von UNRWA, Thomas White. In den vorübergehenden Unterkünften mit Zehntausenden Vertriebenen auf engstem Raum nehmen Krankheiten nach Angaben des UN-Nothilfebüros zu. Gesundheitsdienste seien überfordert. Immer wieder neue von Israel angeordnete Vertreibungen machten ihre Aufgabe noch schwieriger.