Arnstadt. Die Rauchwolken vom Brand am Sonntag haben sich verzogen, nun ist der Blick nach vorn gerichtet.

Anja Schönberger lebt und arbeitet als Künstlerin in Plaue und ist dennoch in Gedanken in Arnstadt beim Neutorturm. „Der Neutorturm für mich das Wahrzeichen von Arnstadt“, sagt Schönberger. Sie ist im Fuhrmannsweg aufgewachsen. Seit ihrer Kindheit führte sie jeder Weg in die Stadt am Turm vorbei. Deshalb eilte sie mit Mann und Hund am Sonntagvormittag auch in ihre Geburtsstadt, als sie vom Brand des Neutorturmes erfuhr. „Es trifft mich auch als Kunstschaffende, wenn man mit ansehen muss, wie alte, wertvolle Dinge kaputtgehen“, erklärt Schönberger.

Der Brandrauch ist mittlerweile verzogen. Fast schon zu schön blau-weiß getupft war der Himmel am Montagmittag über Arnstadt. Bauhofmitarbeiter stellten große Bauzäune auf, damit der Bereich um den Neutorturm gesichert ist. Der Bereich rund um den Neutorturm bleibt für den Straßenverkehr sowie Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Zufahrten zur Marlittstraße, Alteburg und Hohe Bleiche sind über die Plauesche Straße weiterhin möglich.

Plane soll Turmdecke vor Regen schützen

Am Montagmittag ist auch Arnstadts Bürgermeister Frank Spilling (parteilos) wieder mal am Neutorturm. Nun steht die Notsicherung des Turmes an. Eine Plane soll noch im Laufe des Montags auf die Turmdecke gebracht werden. In den nächsten Tagen sind Regenfälle angekündigt. Es gilt den Turm, der von Löschschaum und Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen wurde, zu schützen.

Von der Turm-Dachkonstruktion mit Turmkuppel und Turmspitze ist bis auf einen kleinen verkohlten Balkenrest nichts mehr zu sehen. Die Turmspitze krachte am Sonntag gegen 10 Uhr und damit gut zwei Stunden nach Brandausbruch in die Tiefe. Die Turmkuppel versuchten am Sonntagnachmittag Höhenrettung Großbreitenbach und Technisches Hilfswerk gemeinsam zu retten. Sie erwieß sich beim Abseilversuch zu instabil und stützte ebenfalls in die Tiefe – glücklicherweise ohne Personen- oder Sachschäden.

Noch in dieser Woche soll ein Statiker den Turm begutachten, erzählt Spilling. Augenscheinlich scheint der Steinkörper des Turmes keine großen Schäden durch den Brand und das Löschen davongetragen zu haben. Aber bei so einem großen und von Wohnhäusern umgebenen Bauwerk dürfe kein Risiko eingegangen werden. Spilling bekräftigte noch einmal das Ziel der Stadt, dem Turm wieder eine Turmspitze aufzusetzen. Sowohl der Turmknopf als auch die Wetterfahne sowie die unversehrte Zeitkapsel konnten gesichert werden.

Stadt richtet Spendenkonto für Wiederaufbau ein

Für das Ziel Wiederaufbau engagieren sich die Arnstädter im besonderen Maße. Bereits am Sonntagnachmittag wurden Geldspenden auf dem Markt gesammelt. Bisher sind laut Stadtverwaltung schon über 2000 Euro gespendet worden – von Bürgern und Unternehmen der Region. Die Stadt Arnstadt hat für Spenden zum Wiederaufbau des Neutorturms ein Konto bei der Sparkasse Arnstadt-Ilmenau eingerichtet: IBAN: DE59 8405 1010 1830 0002 64, BIC: HELADEF1ILK, Verwendungszweck: „Spende Neutorturm“.

Aber auch schon kleinere Spendenaktionen haben begonnen. Anja Schönberger zum Beispiel hat sich spontan entschlossen, die Einnahmen des nächsten „Mittagstischs am Atelier“ für den Wiederaufbau zu spenden. Am Freitag, 19. April, bewirtet Anja Schönberger ab 11.30 Uhr in Plaue Obergasse Ecke Kirchgasse Anwohner und Bauarbeiter der nahen Großbaustelle Hauptstraße. Als Hauptspeise wird es Kartoffelsalat und Wiener geben. Aber auch von Schönberger kunstvoll gestaltete Arnstadt-Postkarten können als Spende für den Wiederaufbau erworben werden.

Am Sonntagmorgen um 8.06 Uhr wurde die Arnstädter Feuerwehr alarmiert. Bereits fünf Minuten später waren die ersten Einsatzkräfte vor Ort und begannen mit den Löscharbeiten. Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen, Höhenretter sowie Mitglieder des Technischen Hilfswerkes waren bis in die Abendstunden im Einsatz. Aktuell ermittelt die Polizei zur Brandursache.

Glücklicherweise wurde die umfassende Vogel-Sammlung des Vereins Arnstädter Ornithologen durch den Brand nicht beschädigt, berichtet Bernd Friedrich vom Verein. Der Verein nutzte den oberen Bereich des Turmes als Versammlungsraum und zur Ausstellung der Vogelpräparate. Die Vereinsarbeit geht weiter. Die Mitglieder erfassen schon Vögel in der Region. Zudem stehen zwei öffentliche Vogelstimmenwanderungen an: Am 26. und 27. April, jeweils 7 Uhr ab Haupteingang vom Arnstädter Friedhof.