Berlin . Wissenschaftler können auf den Tag genau berechnen, wann Indien mehr Einwohner als China hat. Die überraschende Antwort: Seit Freitag.

China ist nicht länger das bevölkerungsreichste Land der Welt. Mathematiker schätzen, dass es gerade von Indien überholt worden ist. Zwar haben beide rund 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohner, aber entscheidend ist die Entwicklung: In China gehen die Zahlen nach unten – in Indien ungebrochen nach oben.

Die UNO legt sich auf kein genaues Datum fest, aber wohl auf den Trend. Und der ist eindeutig. Es gibt drei Szenarien für die Bevölkerungsentwicklung. Legt man den mittleren Verlauf zugrunde, hat Indien just an diesem Freitag den Nachbarn überholt.

Indien hat die deutliche jüngere Bevölkerung

Der Grund ist die jüngere Bevölkerung Indiens. Hingegen ist in China die Geburtenrate gesunken, eine gewollte Entwicklung, eine Folge der so genannten Ein-Kind-Politik, die Ende der 70er Jahre eingeführt wurde.

Ein weiterer Grund dürfte sein, dass der Feminismus in Indien eine geringe Rolle spielt. In China hingegen leben mehr junge Frauen in Großstädten und haben vermehrt hohe Bildungsabschlüsse. Sie seien nicht mehr bereit, "den traditionellen Rollenbildern zu entsprechen", erläutert der Sinologe Marc Andre Matten im ZDF. Ein Kind zu bekommen, bedeutet für sie oft das Ende der Karriere, "und deswegen verschieben viele die Familienplanung auf später oder verzichten ganz auf Nachwuchs."

Der Trend wird bis zur Jahrhundertwende noch eindeutiger

Auch sonst machen sich die Unterschiede zwischen beiden Staaten deutlich bemerkbar: Beim Lebens- und Bildungsstandard, aber auch bei der Frage, ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt. In Indien wächst die Bevölkerung vor allem auf dem Land.

Man schätzt, dass Indien zum Ende des Jahrhunderts über 1,5 Milliarden Einwohner haben wird - und China noch nicht einmal mehr 800 Millionen. Und das hat Folgen:

  • Für die Versorgung der Älteren, für Pflege und Rente;
  • und für die Wirtschaft, weil es weniger Kräfte, tendenziell vor allem weniger Arbeiter als Angestellte geben wird.

Für den Klimawandel bedeutet die Entwicklung steigende Emissionen in Indien, aber nicht zwangläufig ein geringerer Co2-Ausstoß in China; und zwar dann nicht, sollte der Einzelne mehr verbrauchen. Für den Pro-Kopf-Verbrauch ist entscheidend, wie sich der Verkehrssektor entwickelt und wie der Ausbau der erneuerbaren Energien in China voranschreitet. (fmg) Das könnte Sie auch interessieren: Wie China Deutschland bei Wind- und Solarenergie abhängt