Berlin . Der Deutsche Wetterdienst schlägt Alarm. Der Klimawandel wird spürbar: Unwetter, Hitzetote, Waldbrände. Eine schockierende Bilanz.

  • Der Sommer in Europa bricht auch 2023 Rekorde
  • Mensch und Natur leidet unter der Hitze
  • 2022 verloren Tausende von Menschen aufgrund der Hitze und Dürre ihre Leben

Über den Klimawandel wurde jahrelang wissenschaftlich und politisch diskutiert. Aber seine Folgen "sind keine abstrakte statistische Kenngröße mehr, sondern belasten zunehmend Deutschlands sichere Versorgung mit Energie und Wasser“, warnt Andreas Becker. Er sollte es wissen: Becker leitet die Klimaüberwachung des Deutschen Wetter Dienstes (DWD). 2022 war nach der am Dienstag vorgelegten Analyse des DWD lehrreich und allenfalls für Besitzer von Solaranlagen ein Traumjahr, denn

  • es war das zwölfte zu warme Jahr in Folge und, ein Allzeitrekord;
  • das sonnenreichste seit 1951;
  • und mit "mehr und intensivere Wetterextreme und sich verschärfende Naturgefahren".

Hitzetote: Übersterblichkeit als Folge von Hitzewellen

Der Klimawandel erhöht die Gefahr von Hitzewellen, Waldbränden und Versorgungsengpässen. Nach Abschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) führten die wiederholten Hitzewellen und ihr Auftreten über einen langen Zeitraum von Mai bis Oktober 2022 zu einer Übersterblichkeit von etwa 4500 Menschen. Das könnte Sie auch interessieren: Übersterblichkeit? Auffällig viele Sterbefälle im Januar

Die Landwirtschaft berichtete über Ertragseinbußen aufgrund der Trockenheit und Hitze in Frühjahr und Sommer 2022. Im Jahresverlauf fielen im Deutschlandmittel rund 670 Liter Regen pro Quadratmeter, so der DWD. Das war ein Minus von etwa 15 Prozent verglichen mit dem Zeitraum 1961-1990. Auch andere Länder spüren die Folgen, insbesondere im Süden. Lesen Sie auch: Dürre Urlaubsaussichten: Was Urlauber in Spanien erwartet

Und mit weit über 4300 Hektar verbrannte 2022 eine Rekordfläche an Wald, teilweise auch in unmittelbarer Nähe zu bewohntem Gelände. Niedrigwasser beeinträchtigte die Schiffbarkeit, insbesondere des Rheins, auch für den Transport von Energieträgern wie Kohle und Öl. Ebenfalls interessant: Waldzustandsbericht: Jeder dritte Baum ist schwer krank

Berlin: Wetterdienste verspricht neue Lagebilder

Auch der DWD stellt sich auf die neue Lage ein. Zum einen kündigte er ein Programm für Unterstützung der Erneuerbaren Energien an, ein Klima- und Wetterservice, der noch kleinteiliger Aufschluss darüber geben soll, wo die Sonne besonders lang scheint und der Wind überdurchschnittlich stark weht. Zum anderen will der DWD mit Risikokarten zu extremen Niederschlägen mit geografischen und demografischen Informationen neue Lagebilder zu drohendem Starkregen anbieten. Das sei eine Kernausgabe des Dienstes, meint Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt beim DWD.

Stark- und Dauerregen gehörten schon bisher zu den schadensreichsten Wetterphänomenen in Deutschland. Nach Einschätzung des DWD werden deren Gefahren "mit der anhaltenden Erderwärmung weiter zunehmen". Wie differenziert solche Lagebilder sein können, machten die Meteorologen am Beispiel Berlin klar.

Das Wetter wird immer extremer. Lange Hitzeperioden, dazwischen immer wieder Starkregen, sodass die iEFeuerwehrleute gefordert ist.
Das Wetter wird immer extremer. Lange Hitzeperioden, dazwischen immer wieder Starkregen, sodass die iEFeuerwehrleute gefordert ist. © Daniel Bockwoldt/dpa

In der Hauptstadt gab es von 2001 bis 2021 insgesamt 19 Fälle von Dauerregen. Knapp 40 Prozent der Berliner waren von zwei bis drei Ereignissen direkt betroffen, etwas über 50 Prozent von vier bis fünf und die übrigen etwa zehn Prozent von sechs bis sieben dieser Ereignisse.

Von den insgesamt 78 kleinräumigeren Starkniederschlagsereignissen wie Schauern und Gewittern wurden die einzelnen Berlinerinnen und Berliner an ihrem Wohnort bis zu sieben Mal getroffen, knapp vier Prozent blieben in diesem Zeitraum aber auch komplett verschont. Fuchs: "Wir benötigen solche Lagebilder, in die alle zuständigen Institutionen ihre Erkenntnisse einspeisen, um aktuelle Wettergefahren richtig einzuschätzen und uns angemessen auf künftige Wettergefahren vorzubereiten.“