Berlin. Die Ökoworld AG will nicht mehr die Strafen der “Letzten Generation“ bezahlen. Nach massiver Kritik rudert das Unternehmen zurück.

Bei den Regierenden in Deutschland sind sie zum Kaffee eingeladen und blockieren zeitgleich zig Straßen in der Bundeshauptstadt: Die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“. Immer wieder werden sie von deutschen Gerichten inzwischen zu Geldstrafen verurteilt. Auch, wenn die Tagessätze gering sind – in München hatte beispielsweise ein Gericht die Straßenkleber verurteilt 375 Euro abzuzahlen – summieren sich die Geldstrafen bei vielen Aktivisten.

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Klima-Kleber vor Gericht: Richter brummen meist nur Geldstrafen auf – das ist der Grund

Zuletzt mussten zwei Mitglieder der Gruppe in Hamburg jeweils 1500 Euro abzahlen. Sie waren an einer Protestaktion am Audimax der Universität Hamburg beteiligt, bei der Fensterscheiben und Türen des Gebäudes „mit Parolen“ beschmiert worden waren, wie es in der Anklage hieß. Im Hamburger Fall und ähnlichen bundesweit erkennen Richter den Anlass von Sachbeschädigungen und Demonstrationen an, also den Schutz der Lebensgrundlage. Allerdings sollten sich die Aktivisten nicht „wegen ihres politischen Anliegens über das Gesetz hinweg setzen“, hieß es zum Beispiel in einer Begründung eines Hamburger Amtsrichters.

In der ersten Maiwoche waren drei Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ bei Bundesverkehrsminister Volker Wissing zu Gast.
In der ersten Maiwoche waren drei Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ bei Bundesverkehrsminister Volker Wissing zu Gast. © Getty Images | Maja Hitij

Klima-Kleber der "Letzten Generation" zahlen Strafen nicht selbst: Wer für die Strafen aufkommt

Doch woher nehmen die Aktivisten eigentlich das Geld, um ihre Strafen zu bezahlen? Das verkündete die „Letzte Generation“ über das Soziale Netzwerk Twitter: „Eine Aktiengesellschaft zahlt alle unsere Strafen.“

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Hinter der "Aktiengesellschaft" steckt eine Firma namens Ökoworld AG mit Sitz in Düsseldorf. Die Firma macht ihr Geld nach eigenen Angaben mit „ökologischer Vermögensberatung“. Der Gründer und Vorstandsvorsitzende Alfred Platow erklärt das Vorgehen: „Nach Zahlung der Strafe durch die Täter und Täterinnen, (...) , übernehmen wir die Gebühren zu hundert Prozent und überweisen das Geld auf das jeweilige Privatkonto gegen Nachweis des Strafzettels und Überweisungsbeleges.“ Das Unternehmen wolle damit das Signal senden wie wichtig es sei, für den Klimaschutz aufzustehen.

Aktiengesellschaft rudert zurück: Ökoworld will "Letzte Generation" nicht mehr finanzieren

Doch nun rudert der Vorstandsvorsitzende zurück. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge will der Konzern nicht mehr alle Geldstrafen der Aktivisten der "Letzten Generation" übernehmen.Die Firma und ihre Mitarbeiter seien "massiv angefeindet" worden, berichtet das Nachrichtenportal "t-online". Sprecher Gunter Schäfer von Ökoworld gegenüber "t-online": "Wir sind von Emails und Anrufen überrollt worden." Auch von Hassmails sei die Rede. Gegenüber der "BILD" brachte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft – Rainer Wendt – die Staatsanwaltschaft ins Spiel.

Wendt: "Sollten Geldstrafen durch ,Ökoworld AG‘ ersetzt werden, sollten die Staatsanwaltschaften Beihilfe und Anstiftung zu Straftaten prüfen." Jetzt zieht Ökoword Konsequenzen: Statt der Finanzierung der "Letzten Generation" will der Konzern jetzt 20.000 Euro in einen Umweltfonds spenden. "Ich betone, dass weder das Sondervermögen der ÖKOWORLD-Fonds noch Firmengelder hier eingesetzt werden", so Konzernchef Platow in einer Stellungnahme, aus der unter anderem die "BILD" und "t-online" zitieren.

Düsseldorfer Aktiengesellschaft zahlt Strafen der Klima-Aktivisten: Fatale Folgen für Autofahrer

Was bedeutet das für Autofahrer in Deutschland? Vermutlich mehr Stau, denn die Mitglieder der „Letzten Generation“ schreiben auf Twitter, durch diese Zusage falle „eine wichtige Hürde, um sich zukünftig an Protesten zu beteiligen“. Heißt also: egal ob arbeitslos oder Geringverdiener, die Aktivistengruppe wird künftig wohl kein Problem mehr haben, Freiwillige für die Straßenblockaden zu gewinnen. Eine Gefängnisstrafe müssen die Straßenkleber zwar selbst absitzen, belassen es die Richter jedoch bei einer Geldbuße, wird die Rechnung von Ökoworld übernommen.

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