Berlin. Nordkorea hat offenbar eine neuartige Langstreckenrakete getestet. Der Start erfolgte am Donnerstag, nun gibt es Details zur Waffe.

Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs eine atomwaffenfähige Rakete mit einer Reichweite von möglicherweise Tausenden Kilometern in Richtung offenes Meer abgefeuert. Der Start sei am Donnerstagmorgen (Ortszeit) in der Nähe der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang erfolgt, teilte der Generalstab in Seoul mit. Die Rakete sei dann rund 1000 Kilometer in Richtung Japanisches Meer (koreanisch: Ostmeer) geflogen.

Es handelte sich den Angaben zufolge um eine Rakete mittlerer oder höherer Reichweite. Nähere Details waren zunächst nicht bekannt. Die Reichweite von Mittelstreckenraketen überschreitet 800 Kilometer, die von Langstreckenraketen 5500 Kilometer.

Nordkorea: Neuartige mit Festbrennstoff betriebene Interkontinentalrakte getestet

Nordkorea veröffentlichte mittlerweile eine eigene Stellungnahme in der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Es handle sich demnach um eine mit Festbrennstoff betriebene Interkontinentalrakte. Der Test der Rakete vom Typ “Hwasung-18" sei erfolgreich abgelaufen.

Fotos der staatlichen Nachrichtenagentur zeigten Diktator Kim Jong un zusammen mit seiner Tochter, wie sie den Raketenstart am Bildschirm verfolgten. Laut KCNA sollte mit dem Test die "militärische Wirksamkeit des neuen strategischen Waffensystems beurteilt“ werden.

Die neue Rakete werde "unsere strategische Abschreckung neu organisieren und die Wirkung unseres nuklearen Gegenschlags verstärken“, zitiert die Agentur Kim. "Wir werden mit tödlicher Kraft zuschlagen und aggressiv reagieren, bis der Feind seine müßige Strategie und sein törichtes Verhalten aufgibt und unter nicht endender Furcht leidet."

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Beispiellose Serie von Raketentests

Japan bestätigte den Raketenstart. Ministerpräsident Fumio Kishida sagte, die von Nordkorea abgefeuerte Rakete sei nicht auf japanisches Territorium gefallen. Zwischenzeitlich wurden die Bewohner der japanischen Insel Hokkaido zur Evakuierung aufgerufen. Später gaben örtliche Beamte Entwarnung und erklärten, es bestehe „keine Möglichkeit“, dass die Rakete die Insel treffe.

UN-Beschlüsse untersagen Nordkorea den Test von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite. Solche Raketen können mit einem oder mehreren Atomsprengköpfen bestückt werden. Das Land ist wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen.

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel verschärfen sich derzeit wieder. Nach einer bisher beispiellosen Serie von Raketentests im vergangenen Jahr hat das von Kim Jong Un regierte Nordkorea auch in diesem Jahr wieder atomwaffenfähige Raketen einschließlich Interkontinentalraketen und auch Lenkflugkörper getestet. Die USA und ihr Verbündeter Südkorea nahmen ihre gemeinsamen Militärübungen wieder in vollem Umfang auf. Lesen Sie auch: Seoul: Nordkorea richtete Teenager wegen TV-Serie hin

Nordkorea testet nukleare Waffen

Anfang der Woche hatte Machthaber Kim Jong Un laut Staatsmedien dazu aufgerufen, die Fähigkeiten des Landes zur Kriegsabschreckung auf „praktischere und offensivere“ Art auszubauen. Bei einem Treffen der zentralen Militärkommission sei es um den Umgang mit den „eskalierenden Schritten“ der USA und Südkoreas zur „Entfesselung eines Angriffskrieges“ gegangen, berichtete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA.

In den vergangenen Wochen hatte Nordkorea eine Reihe von Raketen abgefeuert und nach eigenen Angaben auch eine nukleare Unterwasser-Drohne getestet.

Der Konflikt mit Nordkorea wird auch ein Thema beim Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Ostasien sein. Am Donnerstag wurde die Grünen-Politikerin zunächst in China erwartet. Am Samstag reist sie nach Südkorea und am Sonntag zum G7-Außenministertreffen nach Japan weiter. (pcl/dpa/AFP)