Elmar Otto übers Zusammenrücken.

Am Nachmittag des 16. März landete das erste Covid-19-Bulletin der Landesregierung im elektronischen Postfach. Darin eine Statistik, die, Stand 11 Uhr, lediglich drei Zahlen enthielt. Neuinfektionen der letzten 24 Stunden: 4. Gesamtzahl der Infizierten: 55. Patienten stationär, gesamt: 5.

Keine drei Wochen später kam auch gestern diese Mail.

Neuinfektionen der letzen 24 Stunden: 83. Gesamtzahl der Infizierten: 1021. Patienten stationär, gesamt: 137.

Aber die Liste ging weiter und zeigt, dass die Welt binnen vergleichsweise kurzer Zeit mittlerweile eine andere geworden ist.

Patienten stationär, schwere Verläufe: 17. Verstorbene: 9. Genesene: 440.

Vor allem über die hohe Zahl derjenigen, die Corona überstanden habe, können wir uns freuen. Ebenso traurig dürfen wir sein über die, die es nicht geschafft
haben.

Auch wenn sich die Betroffenen in Relation zu zwei Millionen Einwohnern weiter in Grenzen halten. Die Daten zeigen, wie rasant die Entwicklung ist. Daher bleibt es umso wichtiger, die Vorsichtsmaßnahmen fortzuführen.

Allem voran: Abstand halten. Das wird vielen in der (vor-)österlichen Zeit besonders schwer fallen. Gerade freie oder Ferientage sind prädestiniert dafür, die Familie zusammenrücken zu lassen. Die Eltern und Großeltern zu besuchen und zu drücken.

Jetzt jedoch sollte gelten: Lieber einmal mehr aus der Distanz in den Arm nehmen. Um nach der Pandemie umso herzlicher miteinander feiern zu können. Lieber eine komisch anmutende Maske über Mund und Nase und Gummihandschuhe über die Hände ziehen, als sich später Vorwürfe zu machen, das ganze Ausmaß unterschätzt zu haben.

Dabei ist verständlich, dass einem die eigenen vier Wände irgendwann auf den Geist gehen. Dem einen, weil er oder sie sich einsam fühlt, den anderen, weil sie es mit Partnern und Anverwandten so lange auf überschaubarem Raum nicht mehr aushalten.

Und es stimmt schon, mit dem Einschränken elementarer Grundrechte darf kein Missbrauch betrieben werden. Dass wir Freunde nicht mehr treffen und genauso wenig demonstrieren dürfen, kann nur so lange gelten, wie es nötig ist, um die Ausbreitung des heimtückischen Virus einzudämmen.

Bei der Forderung nach Lockerungen sollten wir uns aber auf Virologen verlassen und nicht auf Wirtschaftswissenschaftler. Momentan geht es nämlich immer noch um Leben und Tod (siehe oben). Und merke: Für Unternehmen gibt es Rettungsschirme, gegen Corona noch keine wirksamen Medikamente.

Bei allen Härten, die uns die Krise abverlangt, lässt sie uns nicht nur zwangsweise zusammenrücken: Menschen außerhalb der Risikogruppe bieten Senioren an, sie unentgeltlich mit Lebensmitteln zu versorgen – unter Beachtung der notwendigen Schutzmaßnahmen, versteht sich.

Und jüngst zauberte uns die Krise sogar ein Lächeln ins Gesicht. Da lasen wir von einem Bäcker, der jetzt Klopapier im Angebot hat. Täuschend echt, als Kuchen. Der nächste Renner soll sein: Amerikaner mit Mundschutz.

Landeskorrespondent Elmar Otto erreichen Sie unter e.otto@tlz.de