Elmar Otto über einen Linken, der vielleicht ein Rechter ist.

Was macht man, wenn man des Regierens überdrüssig ist? Man lässt sich in einem Escape Room einschließen. Wir wissen nicht, ob das ein Tipp für alle seine Amtskollegen sein soll, aber auf jeden Fall hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow das Experiment gemeinsam mit dem Heute-Show-Comedian Lutz van der Horst gewagt.

In besagtem Raum muss man Rätsel lösen, um ihn wieder verlassen zu können. Und weil es sich dabei um einen Ort handelt, der alles, nur nicht einladend ist und aus dem man definitiv unbedingt schnell wieder raus will, hat van der Horst eine Vorlage für seine erste Stichelei: „Kann man sagen, dass Thüringen auch so eine Art Escape Room ist?“, will er von Ramelow wissen. „Absolut“, antwortet der, „schon seit meinem Amtsantritt.“

Schlagfertig ist er ja, denken wir und sind gespannt wie es weiter geht.

Das Szenario: Der Raum, der wie ein Wohnzimmer aussieht, ist mit Nervengift präpariert. Ramelow und van der Horst müssen innerhalb von einer Stunde das Gegengift finden. Oder es ist aus.

Gemütsmensch Ramelow gibt sich dennoch optimistisch. Das setze ja voraus, dass das Gift auch wirke. „Aber ich habe Nerven wie Drahtseile.“

Das erste Rätsel ist gelöst. Im Kamin ist ein Gang verborgen, Ramelow kriecht als Erster hinein.

„Was glauben Sie wird enger, dieser Tunnel oder Ihre Wiederwahl im Oktober?“, will van der Horst wissen.

„Tunnel“, erwidert Ramelow trocken.

Beide sind inzwischen in einem gruseligen Schlachthaus angekommen. Es ist dunkel. Der Ministerpräsident hantiert mit einer Taschenlampe. Unter einer blutigen Hand ist ein Code verborgen.

„Die Thüringer Bratwurst sieht auch nicht appetitlicher aus“, meint van der Horst. „Doch, die ist niemals so abgefressen“, widerspricht Ramelow.

Der Zusammenschnitt des Abenteuers dauert gut zwölf Minuten. Ramelow verrät noch, dass er gerne Schwedenkrimis liest, erzählt von seiner Legasthenie und dass sich mit dieser Lese-Rechtschreib-Schwäche auch eine „Links-Rechts-Koordinationsproblematik“ verbinde, die sich im Gehirn abbilde.

„Das heißt, sie sind vielleicht gar kein Linker, sondern ein Rechter? Das hat sich nur alles im Kopf verschoben“, frotzelt van der Horst.

Das vermute seine Partei auch manchmal, gesteht Ramelow.

Am Ende liegt das Gegengift im Klavier und der Regierungschef beweist, dass er kein Instrument spielen kann.

Van der Horst stichelt ein vorletztes Mal: „Ist das nicht deprimierend? Sie haben es geschafft, sich zu befreien und müssen wieder zurück nach Thüringen.“

Der Landesvater retourniert politisch korrekt: „Überhaupt nicht. Ich finde Thüringen großartig.“

Es soll Leute geben – nicht nur bei CDU, FDP, und AfD – die wünschten, Ramelow wäre nicht rausgekommen. Andere wiederum wären auch gerne eingeladen worden. Und wir würden uns freuen, wenn die Werbung zur Landtagswahl ähnlich unterhaltsam wird.

Landeskorrespondent Elmar Otto ­erreichen Sie unter e.otto@tlz.de