Washington. Joe Biden gibt grünes Licht: Ukrainische Piloten werden in Europa an F-16-Kampfjets ausgebildet – doch es gibt noch offene Fragen.

Die Kampfjet-Koalition für die Ukraine kommt schrittweise voran. US-Präsident Joe Biden hat seinen Widerstand bei der von Kiew seit langem gewünschten Hilfe durch F-16-Jets teilweise aufgegeben. Auf dem G7-Gipfel im japanischen Hiroshima teilte Biden den Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen nach Informationen mehrerer US-Medien mit, dass ukrainische Piloten an F-16-Kampfjets aus US-Produktion geschult werden können.

Wie aus Regierungskreisen in Washington verlautet, soll die Ausbildung auf den bereits seit 1975 produzierten Jagdflugzeugen in Europa stattfinden. Wo genau, wurde bisher nicht genannt. Verteidigungsexperten ergänzten, dass die Schulung auf den in der jüngsten Generation von Lockheed Martin in Texas und in South Carolina produzierten F-16 mehrere Monate in Anspruch nehmen wird.

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Tendenziell stünden die Fluggeräte damit im Herbst der Ukraine zur Verfügung. Mit der Entscheidung, die von mehreren europäischen Nato-Ländern unterstützt wird, ist allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht verbunden, dass die USA, die über etwa eintausend F-16 verfügen, Kampfjäger aus dem eigenen Bestand an die Ukraine liefern. Wer am Ende wann wie viele F-16-Jäger nach Kiew liefert, soll im Laufe der kommenden Monate entschieden werden, sagte Biden dem Vernehmen nach.

Kritik an Biden wegen Nein zur Kampfjet-Lieferung

Dahinter steht nach wie vor die Sorge, dass Moskau diesen Schritt als Eskalation begreifen und mit dem Einsatz strategischer Nuklearwaffen beantworten könnte. Bisher hatte das Weiße Haus regelmäßig erklärt, dass Kiew im Kampf gegen Russland diese spezifische Waffe zur systematischen Sicherung des eigenen Luftraums nicht benötige. Außen- und Verteidigungspolitiker von Demokraten wie Republikanern drängen Präsident Biden seit Wochen, er möge diese Einschätzung revidieren.

Ein Kampfflugzeug vom Typ F-16 hat zum Landen auf dem US-Militärflugplatz Spangdahlem das Fahrwerk ausgefahren.
Ein Kampfflugzeug vom Typ F-16 hat zum Landen auf dem US-Militärflugplatz Spangdahlem das Fahrwerk ausgefahren. © dpa | Harald Tittel

“F-16 können der Ukraine dabei helfen, Luftüberlegenheit zu erreichen und Russland entscheidend zu schwächen”, sagt stellvertretend der Abgeordnete Jason Crow. Der frühere Elite-Soldat mit Afghanistan- und Irak-Hintergrund bedauert ausdrücklich, dass die F-16 nicht schon in der aufkeimenden Frühjahrs-Offensive Kiews eingesetzt werden können, um von Russland besetztes Territorium zurückzugewinnen.

Regierungskreise: Bei Militärhilfe „nichts in Stein gemeißelt“

Crow hebt damit auf Äußerungen des hohen Pentagon-Beamten Colin Kahl ab, der von heute angerechnet einen 18-monatigen Trainingszeitraum veranschlagt hatte, bis ukrainische Kampf-Piloten F-16-Jäger wirkungsvoll einsetzen könnten. Kahls Auffassung ist sehr umstritten. Andere Verteidigungsexperten wie der frühere Nato-General Phil Breedlove rühmen die schnelle Lernfähigkeit des ukrainischen Militärs.

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In Washingtoner Regierungskreisen wird inoffiziell darauf verwiesen, dass in punkto Militärhilfe für die Ukraine “nichts endgültig in Stein gemeißelt ist”. Befürworter von substanziellen F-16-Lieferungen der USA an Kiew schöpfen daraus vorsichtigen Optimismus. Biden habe schließlich über lange Zeit auch die Lieferung von Kampfpanzern vom Typ Abrams ausgeschlossen, betonen sie. Anfang dieses Jahres drehte der Präsident bei und gab grünes Licht.

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