Gerlinde Sommer zum Tage.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Das war ein denkwürdiger Mittwochabend: In Erfurt sprach bei der Ringvorlesung Wolfgang Schäuble über Nachwirkungen von Ungleichheit, die noch aus DDR-Zeiten herrührten – und er mahnte, sich mehr mit der Gestaltung der Zukunft zu befassen als mit der Rückschau. Ich hatte ihn jüngst beim Jahresempfang des MDR in Leipzig gehört und da ließ er schon wissen, der Osten könne sich ruhig mehr seiner Glücks-, Erfolgs- und Leistungsgeschichte widmen. Dabei verkennt Schäuble nicht, was hier aktuell los ist. Der Bundestagspräsident, der schon zu Zeiten des Einigungsvertrags ein maßgeblich mitwirkender Politiker war, würde also wohl nicht sagen, dass hierzulande alles in Ordnung sei. Wäre es so, gäbe es ja auch politisch nichts mehr zu tun.

Dass alles in Ordnung sei, das sagte am selbigen Mittwochabend beim Jahresempfang der Klassikstiftung in Weimar Jan Philipp Reemtsma. Es ging dabei um die speziellen Thüringer Zustände in diesen Tagen, resultierend aus der Annahme einer Wahl, die maßgeblich von der AfD gesteuert worden war. Präsidentin Ulrike Lorenz hielt ihm entgegen, dass der „soziale Klimawandel besorgniserregend“ sei. Und der Stiftungsratsvize Günter Winands, Amtschef der Bundesbeauftragten für Kultur, hielt Reemtsma entgegen, dass man auf Bundesebene durchaus nicht so schnell nervös werde, dass aber nun nicht so getan werden könne, als sei nichts passiert.

Dass etwas passiert ist, zeigte sich in der Sendung von Markus Lanz am selbigen Abend, in der Mike Mohring ganz offen einräumte, dass er nicht die Kraft hatte, in seiner Fraktion vor der Wahl mit seiner Warnung durchzudringen… Diese von ihm selbst eingestandene Schwäche wird ihm jetzt übel angerechnet von manchen in der CDU. Aber: Hätten sie selbst Durchsetzungsvermögen gezeigt, wäre womöglich alles in Ordnung.

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