Erfurt. Das sein Titel „Kiss from a Rose“ auf einem Carillon gespielt werden würde, hat sich der Sänger Seal wohl nicht träumen lassen.

Auch 2024 wird es wieder regelmäßig Live-Konzerte auf dem Erfurter Carillon im Bartholomäusturm geben, die jeweils am letzten Samstag des Monats um 16 Uhr beginnen und etwa 50 bis 60 Minuten dauern. Das erste Konzert erleben Zuhörerinnen und Zuhörer am 30. März rund um den Turm auf dem Anger – wie immer kostenfrei.

Saisonauftakt mit Cailloneurin aus Kopenhagen

Den Saisonauftakt gestaltet Joanna J. Stroz aus Kopenhagen/Dänemark. Sie widmet ihr Konzert allen Künstlern, Dichtern und Überlebenden, die mit ihrem künstlerischen Statement eine aktive Rolle für den Schutz der Menschenrechte und die Idee des Friedens in der Welt gespielt haben. Joanna Stroz stammt aus Polen und lebt seit einigen Jahren in Dänemark, wo sie auch ihre Ausbildung zur Carillonneuerin absolvierte. Sie ist Perkussionistin, Schlagzeugerin und Komponistin und hat bereits Konzerte bei internationalen Festivals in Dänemark, Irland, Deutschland, Polen und den USA gegeben. Auf dem Programm in Erfurt stehen neben eigenen Kompositionen auch Werke von Frederic Chopin, Ronald Barnes und anderen sowie der Titel „Kiss From A Rose“, der im Original vom britischen Sänger Seal stammt.

Extra-Bänke laden zum Zuhören ein

Erstmals werden zusätzlich zu den vorhandenen Sitzbänken rund um den Bartholomäusturm am Anger auch Stühle als Sitzgelegenheit angeboten, die von der Buchhandlung Peterknecht aufgestellt werden. Dort werden außerdem alle Live-Konzerte auf einen Bildschirm im Schaufenster übertragen – so bereichert neben dem Zuhören das Zuschauen das Musikerlebnis.

Das Carillon im Bartholomäusturm gehört zum Stadtmuseum Erfurt und ist mit seinen 60 Bronzeglocken eines der größeren Instrumente dieser Art in Deutschland. Die weltweit größten Carillons sind in Kubinka in der Nähe von Moskau (78 Glocken), in Taejon/Korea (77 Glocken) und in Halle/Saale (76 Glocken) zu finden. 1979 entwarf der Apoldaer Glockengießer Peter Schilling das Instrument. Die 60 Glocken wurden im selben Jahr im VEB Glockengießerei Apolda gegossen.

Das Instrument verfügt über eine Handspieleinrichtung, ein sogenanntes Stockenklavier. Der Carillonneur (Glockenspieler) sitzt vor dem Stockenklavier und drückt mit geballten Fäusten die Tasten nieder. Je kräftiger er dies tut, desto lauter wird der Klang der Glocke. Der Tastaturaufbau ist einer Klaviertastatur ähnlich, jedoch sind die Abstände der Tasten zueinander wesentlich größer.