Erfurt. Wer in der Einflugschneise wohnt, muss damit rechnen, dass einiges runterkommt. Aber was zuviel ist, ist zuviel.

Es sah, zugegeben, vom Balkon oben ganz hübsch aus, als hätte sich eine weiße Blütenpracht über das tiefblaue Metall des Familienautos gelegt, ein Frühlingsgruß, doch von wem nur? Weit und breit steht kein derart blühender Baum.

Beim näheren Hinsehen entpuppten sich die Farbsprenkel freilich als etwas anderes. Das halbe Dach, die komplette Motorhaube, die Seitentüren. Aber von wem nur? Über dem geparkten Wagen spannt sich nichts als Himmel, keine Baumkrone, keine Stromleitung, nichts.

Späte Rache des Flugwesens

Ich bin kein Ornithologe, aber die Spurenlage deutet auf ein dringliches Bedürfnis in großer Höhe, das Bedürfnis eines flugfähigen Wesens von einiger Größe. Davon beobachten wir einige im Luftraum über dem Innenhof. Enten, Gänse, natürlich Tauben, Krähen, Reiher. Es ist erstaunlich, was ein paar Gewässer in der Nähe ausmachen.

Einen vagen Verdacht habe ich. Es ist einige Zeit her, da polterte es an einem frostigen Wintermorgen auf dem Dach. Auf dem Balkon lag eine stattliche Forelle. Tiefgefroren, unetikettiert. Jemand muss sie über unserem Haus verloren haben. Dass er sein Futter nicht wiederbekommen hat, mag Rachegelüste ausgelöst haben. Am besten, wir legen jetzt immer ein Portion Fisch aus. Denn so geht‘s nicht weiter.