Wechmar. Rund 30 Jahre lang war Schwester ein wichtiger Bestandteil eines Ortes im Kreis Gotha. Im Alter von 84 Jahren ist sie nun verstorben.

  • Ute Bergmann ist im Alter von 84 Jahren verstorben.
  • Sie war die letzte Gemeindeschwester im Landkreis Gotha.
  • Der Beruf verdankte seine Popularität in der DDR einem Film.

„Schwester Ute“ war in Wechmar eine Institution, genauso, wie ihre beliebte Fernsehkollegin „Schwester Agnes“, die ab 1975 mit ihrem Moped durchs Fernsehen schwalbte und mit ihrer Beliebtheit die Menschen begeisterte. Der Film hat damals viel zur Popularität des Berufes der Gemeindeschwester beigetragen, einem System der medizinischen Grundversorgung, das in der DDR perfektioniert worden war.

Heute merken viele, dass diese Versorgung nicht schlecht war und gründen neue Gemeindeschwestern-Projekte. Während Fernseh-Schwester Agnes ihren Lebensweg 1995 beendete, hat sich der von ihrer Wechmarer Berufskollegin Ute Bergmann in der Nacht vom 11. zum 12. März 2024 vollendet, wie der Wechmarer Heimatverein weiter mitteilt.

Gemeinsamkeiten mit Fernseh-Schwester Agnes

Manchmal gibt es unerklärliche Gemeinsamkeiten. Obwohl sich beide Frauen wohl nie persönlich trafen, sind beide im 84. Lebensjahr aus dem Leben geschieden. Ute Bergmann kam in den 50er-Jahren mit ihren Eltern nach Wechmar. Ihr Vater Werner Bergmann wurde einer der ersten neuen Lehrer im Dorf, die Familie wohnte in der Alten Schule am Kirchplatz.

Die Familie stammte aus Gotha, wo Großvater Franz Bergmann in der Jüdenstraße 14 eine Buchbinderei mit Papierhandlung betrieb. Zwischenzeitlich war der Vater Lehrer in Crawinkel, wo auch seine Zwillinge Ute und Gernot aufwuchsen.

Gemeindeschwestern-Station befand sich im Fahrzeugwerk

Geboren am 23. April 1939 begann Ute nach Ausbildung und Studium ihre berufliche Tätigkeit als Gemeindeschwester in Wechmar im Jahr 1962, als Dr. Herbert Laufer die Arztpraxis von seinem Vorgänger Dr. Hans-Friedrich Kopp übernahm, der seit 1919 in Wechmar praktizierte. Die Gemeindeschwestern-Station befand sich im Fahrzeugwerk.

Mit dem Fahrrad war Wechmars Gemeindeschwester unterwegs, besuchte die Patienten zu Hause, hat Blutdruck gemessen, festgestellt, ob ein ärztlicher Hausbesuch notwendig war und kleine Wunden versorgt. Fast drei Jahrzehnte wirkte sie im Dorf, bis durch die deutsche Einheit das System der Gemeindeschwestern nicht mehr finanzierbar war, sodass sie die letzten Arbeitsjahre in Gotha im Dienst des DRK absolvierte.

Ute Bergmann trat 1990 dem Wechmarer Heimatverein bei, mit dem sie auf vielen Trachtenfesten unterwegs war. Besonders beeindruckt hat die Mitglieder eine Leistung ihrer Heimatfreundin Ute, mit der sie im Verein unvergessen bleibt. Im Jahr 1995 brach der Wechmarer Heimatverein zur Reise in die Schweiz auf. Vorsitzender Knut Kreuch konnte nicht dabei sein, denn er und seine Frau warteten auf die Geburt des ersten Kindes. Mitten in der Nacht der Anruf: „Knut, hier ist Ute, die haben mich auf dem Rastplatz vergessen!“

Auf dem Rastplatz vergessen und doch schneller am Ziel

Kreuch informierte telefonisch den Busfahrer, niemand hatte gemerkt, dass bei fünfzig Mitfahrenden eine Teilnehmerin fehlte. Aber Ute war pfiffig. Per Anhalter fuhr sie aus der Nähe von Stuttgart bis in die Schweiz und war früher am Ziel als die Reisegruppe.

Ihre letzten zwei Lebensjahre verbrachte die alleinstehende Gemeindeschwester in Magdeburg, wo sie in der Nähe ihres Zwillingsbruders und dessen Familie lebte.

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