Kreis Gotha. Entlang der Via Regia: Wehrbauten prägten einst das Gothaer Land als Schutzsymbole.

Die Bienstädter Warte wurde anno 1411 erstmals erwähnt. Der steinerne Wehrbau auf der Fahner Höhe, oberhalb des Dorfes Bienstädt steht unter Denkmalschutz. Er wurde aus Kalkbruchstein erbaut, war ursprünglich 18 Meter hoch und gehörte seit dem Spätmittelalter zum äußeren Befestigungssystem der Stadt Erfurt. Im Turm befand sich auch die Wohnung des Wartknechtes und seiner Familie. Man konnte von dort oben aus alle Bewegungen auf der Hohen Straße, auch „Königsstraße“ oder „Via Regia“ genannt, kontrollieren. Die Hohe Straße galt als Lebensader mächtiger Städte von Paris bis Kiew.

Das mittelalterliche Erfurt hatte dementsprechend großes Interesse daran, dass der Verkehr auf dieser alten Handelsstraße nicht zum Erliegen kam und schützte sich deshalb mit derartigen Warttürmen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Handelsstraße zwischen Vacha, Eisenach, Gotha und Erfurt als Chaussee ausgebaut (die alte Bundesstraße 7). Parallel dazu entstand auch die Eisenbahnlinie. In den 1930er-Jahren folgte auch der Autobahnbau dieser West-Ost-Trasse südlich der Thüringer Städtelinie.

Der „dicke Turm“, auch „Gießlerscher Turm“ genannt, steht mitten im Feld bei Tröchtelborn. 
Der „dicke Turm“, auch „Gießlerscher Turm“ genannt, steht mitten im Feld bei Tröchtelborn.  © Heiko Stasjulevics | Heiko Stasjulevics

Die Bienstädter Warte hat heute nur noch eine Höhe von sechs Metern. Da im Jahre 1733 ein Brand in Bienstädt über 50 Häuser zerstörte, durften sich die Bauern brauchbares Baumaterial von der zu jener Zeit schon verfallenen Warte holen.

Zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde gegenüber der Bienstädter Warte eine Segelflugschule der GST betrieben, deren Gebäude nach 1957 als zentrale Abhörstelle des Ministeriums für Staatssicherheit dienten.

Die Fahner Höhe ist ein schmaler, langgestreckter, bewaldeter Höhenzug. Sein Name leitet sich von den am Nordrand liegenden Dörfern Groß- und Kleinfahner ab. Weitere gothaische Orte reihen sich um die Höhe: Gierstädt, Burgtonna, Gräfentonna, Döllstädt, Bienstädt, Molschleben, Eschenbergen und Ballstädt. Die höchste Stelle ist der Abtsberg mit 413 Metern.

Handelsstraße verlief auch durch Tröchtelborn

Die Bienstädter Warte war im Mittelalter eingebunden in das Sicherheitssystem der Stadt Erfurt, der bedeutendsten Stadt Thüringens. Es gibt auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Gotha noch einen weiteren Erfurter Wartturm: den „dicken Turm von Tröchtelborn“. Er steht mitten in einem Feld und ist schwer zugänglich. Dabei hat auch er eine interessantere Geschichte aufzuweisen. Dieser dicke Turm kam im 19. Jahrhundert in den Besitz des Bauern Heinrich Wilhelm Gießler, der auch ein Hobby-Astronom war. Er richtete in dem früheren Beobachtungsturm eine kleine Sternwarte ein und stand mit seinen Beobachtungen in enger Verbindung mit der Sternwarte auf dem Seeberg.

Tröchtelborn konnte sich im Mittelalter gut entwickeln, befand sich bekanntlich unweit der alten „Via Regia“. Eine Handelsstraße von Nord nach Süd durchzog den Ort.

Das über tausendjährige Tröchtelborn kam bei der DDR-Gebietsreform von 1952 vom ehemaligen preußischen Kreis Weißensee zum Kreis Gotha. Dafür ging das gothaische Töttelstädt an den neuen Landkreis Erfurt-Land.

Die Tröchtelborner Bonifatiuskirche ist eines der ältesten Gotteshäuser im Kreis, der Turm ist über 1000 Jahre alt. 
Die Tröchtelborner Bonifatiuskirche ist eines der ältesten Gotteshäuser im Kreis, der Turm ist über 1000 Jahre alt.  © Heiko Stasjulevics | Heiko Stasjulevics

Ein Wappen an der Sankt Bonifatiuskirche mit dem Erfurter Rad erinnert noch an die Jahrhundert lange Zugehörigkeit Tröchtelborns zum „erfurtischen Gebiet“. Schon 1351 kam der Ort in den Besitz der Stadt Erfurt, erworben vom Ritter Dietrich von Molschleben. Seit dem späten 15. Jahrhundert gehörte der befestigte Ort zur Vogtei (Amt) Nottleben, ab 1709 zum Erfurter Amt Alach. Als einziges Erfurter Dorf zählte es zu den Freiwalddörfern, was auf seine Zugehörigkeit zu einem frühgeschichtlichen Siedlungsverband schließen lässt, so der Gothaer Historiker Helmut Roob.

Die Fundamente der Sankt Bonifatiuskirche gehen auf ein älteres Gotteshaus zurück, von dem auch der alte Turm aus dem 12. Jahrhundert erhalten geblieben ist. Einige Fragmente mittelalterlicher Wandmalereien im Tonnengewölbe und am Triumphbogen im Erdgeschoss des Turmes sind bemerkenswert. Anno 1605 wurde das Kirchenschiff erweitert und um 1700 teilweise umgebaut.