Schönau vor dem Walde. Unsere Umwelt im Blick: Der Gewässerunterhaltungsverband Hörsel/Nesse investiert Geld und Ingenieurkunst ins Bibermanagement. Biber werden durch Wasserablass vom „uralten Schlingel“ vergrault.

Biber verbreiten sich zunehmend im Kreis Gotha. „14 Standorte sind uns im Kreis bekannt“, sagt Bert Schwachheim, seit 1. April Geschäftsführer des Gewässerunterhaltungsverbands (GUV) Hörsel/Nesse. „Es könnten auch 16 sein. Jeden Standort kennen wir nicht“, fügt er hinzu.

Neun Biber-Reviere werden von GUV-Mitarbeitern regelmäßig aufgesucht, weil dort Probleme auftreten könnten. Mit dem Anwachsen der Biber-Population steigen die personellen und finanziellen Aufwendungen, um Konfliktherde zu entschärfen. Im vergangenen Jahr seien vom Verband rund 50.000 Euro fürs Bibermanagement ausgeben worden, sagt Schwachheims Amtsvorgänger Uwe Oßwald, der Ende März in den Ruhestand gegangen ist.

Hocheffizientetierische Wasserbaumeister

Die tierischen Wasserbaumeister seien hocheffizient, stellt Diplomhydrologe Schwachheim mit Anerkennung im Unterton fest. Biber bauen Dämme, wenn die Wassertiefe nicht ausreicht, um vor Feinden geschützt unter der Wasseroberfläche in ihren Wohnkessel zu gelangen. Bei Teichen mit konstantem Wasserspiegel sei das unproblematisch. Bei von Menschenhand geschaffenen Bauwerken wie dem Leinakanal werde es prekär, weiß Oßwald. Der „uralte Schlingel“, Ende des 14. Jahrhunderts entstanden, verlaufe mitunter acht, neun Meter über dem Gelände. Brenzlig werde es, wenn ein Damm entstehe, Röhren in den Damm des Leinakanals gegraben werden. Fließe dann das Wasser aus dem Leinakanal ab, fehle es am Ende an der Wasserkunst in Gotha. Das sei letztes Jahr der Fall gewesen. „Wir haben versucht, den Biber durch das Abstellen des Wassers aus dem Leinakanal zu vergraulen“, berichtet Oßwald. Das habe auch funktioniert. Der große Nager sei ins Altwasser bei Emleben abgerückt. Inzwischen sei ein anderer Biber am Leinakanal tätig.

Biber im Kreis Gotha: Spuren finden sich unter anderem an der Ratsrinne in Nähe das Tierparkes Gotha.
Biber im Kreis Gotha: Spuren finden sich unter anderem an der Ratsrinne in Nähe das Tierparkes Gotha. © Wilfried Sterzing

Tierretter befreien großen Nager aus Düker des Aquädukts

Ende März schaltete der GUV am Aquädukt bei Sundhausen die Tierrettung ein. Ein Exemplar der größten in Deutschland lebenden Nagetiere sei durch das Gitter der Kanalüberführung gedrungen, in den Düker gelangt und habe dort geschwächt festgesessen. Feuerwehrleute hätten das Tier aus der Bredouille befreit und wieder ausgesetzt. Oßwald: „Wir gehen mal davon aus, dass der Biber nicht wieder ins Aquädukt geht.“

Geschäftsführer Bert Schwachheim (links) und Uwe Oßwald, bis Ende März Chef des Gewässerunterhaltungsverbands (GUV) Hörsel/Nesse.
Geschäftsführer Bert Schwachheim (links) und Uwe Oßwald, bis Ende März Chef des Gewässerunterhaltungsverbands (GUV) Hörsel/Nesse. © Wieland Fischer

Für ein gutes Miteinandervon Mensch und Natur

Der Verband sei auf ein Nebeneinander von Natur und technischem Bauwerk, Mensch und Tier bedacht. Schwachheim: „Der Biber hat eine ökologische Funktion, ist aber hinsichtlich Gewässerökologie nicht eingestuft.“ Die naturschutzrechtlichen Vorgaben würden selbstverständlich eingehalten. Andererseits gehe es darum, Überflutungen wegen des tierischen Dammbaus zu verhindern. Beim Absenken des Wassers werde eine Tauchtiefe von etwa 90 Zentimetern belassen. Damm-Drainage werde verlegt, damit das Gewässer nicht überlaufe.

Mittlerweile gehöre neben Flussmanagement auch Bibermanagement zu den Aufgabenfeldern des Verbandes. Und Bert Schwachheim stellt mit Blick auf die Natur fest: „Die Gewässer, der Biber, der Wolf, die brauchen kein Management.“

Hitze und Dürre, Starkregen und Stürme, Waldschäden und Artensterben – Wir schauen in dieser Serie auf die Spuren des Klimawandels im Kreis Gotha.