Jena. Der Jenaer Stadtrat hat drei wichtige Beschlüsse zu dem Bauvorhaben verabschiedet. Jetzt kann der Investor die Baugenehmigung beantragen.

  • Abstimmung im Jenaer Stadtrat war eindeutig.
  • Bürgerinitiave bekam kein Rederecht.
  • Kritik kam nur von den Linken

Der Dotsource-Campus am Rande des Damenviertels hat am späten Mittwochabend die letzte Hürde im politischen Raum genommen: Mit großer Mehrheit stimmte der Stadtrat am Ende dem Satzbeschluss zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu. Damit kann der Investor die Baugenehmigung beantragen. Bei 24 Ja- und 7 Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung war das Votum eindeutig.

„Das Vorhaben ist in einem gesamtstädtischen Interesse“

Das Vorhaben der Digitalagentur ist seit Bekanntwerden der Pläne kritisch verfolgt worden; auch weil sich die Bürgerinitiative Damenviertel gründete. Diese führte vor allem Belange des Denkmalschutzes und des Stadtklimas ins Feld. „Das Vorhaben ist in einem gesamtstädtischen Interesse, auch wenn es individuelle Nachteile gibt“, sagt Bürgermeister Christian Gerlitz (SPD). Einzig die Fraktion der Linken haderte in der öffentlichen Debatte mit dem Projekt. Sozialer Wohnungsbau sei nicht vorgesehen, kritisierte die Fraktionsvorsitzende Lena Saniye Güngör. Zu sehr richte die Stadt den Fokus auf die Wirtschaft, andere Bereiche wie zum Beispiel die Soziokultur kämen zu kurz. Sie beantragte Rederecht für einen Vertreter der Bürgerinitiative, dieser Vorstoß bekam aber nicht die erforderliche Mehrheit.

„Eigengewächs aus Jena und für Jena“

Die grüne Fraktionsvorsitzende Kathleen Lützkendorf lobte die Form der Beteiligungskultur und die Kommunikation des Dotsource-Gründers und Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Christian Grötsch. CDU-Stadträtin Rosa Maria Haschke nannte die Digitalagentur „ein steuerrelevantes Eigengewächs aus Jena und für Jena“. „Der Investor baut für sich. Deswegen gibt er sich Mühe“, sagt FDP-Fraktionschef Alexis Taeger. Neben dem Satzungsbeschluss hat der Stadtrat auch den nötigen Abwägungsbeschluss und den Beschluss zum Durchführungsvertrag gefasst.

Unternehmen wächst beständig

Insgesamt sind nach Angaben der Stadtverwaltung innerhalb der öffentlichen Auslegung 43 Schreiben aus der Öffentlichkeit inklusive einer Unterschriftenliste mit 82 Unterschriften eingegangen. 37 Behörden und andere Träger öffentlicher Belange haben sich geäußert. Die eingegangenen Schreiben seien eingehend geprüft und bewertet worden. „Im Ergebnis wurden redaktionelle Ergänzungen und Klarstellungen im Plan, den textlichen Festsetzungen, der Begründung, im Schallgutachten und im Verkehrsgutachten vorgenommen. Zudem wurden ein Wasserhaltungskonzept, eine Stellungnahme zum Vogelschlagrisiko, ein Sanierungskonzept, ein Baulogistikkonzept sowie die Freianlagenplanung ergänzt.“

Das Zentrum des Dotsource-Campus bildet ein sechsgeschossiges Bürogebäude mit 12.500 Quadratmetern Bürofläche, die für die Mitarbeitenden des Unternehmens gedacht ist. Hier sollen helle, moderne Arbeits- und Kreativlandschaften entstehen, die die derzeitigen Flächen oberhalb der Goethe-Galerie noch übertreffen. In Jena arbeiten heute schon 380 Personen bei Dotsource und die Firma plant, auch in den kommenden Jahren weiterhin stark zu wachsen.

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Das direkt angeschlossene Wohngebäude in Form eines Turms soll bis zu 52 Mietwohnungen unterschiedlicher Größe im Zentrum Jenas bereitstellen. Im Erdgeschoss soll zudem ein kleiner Lebensmitteleinzelhandel einziehen, der auf kurzem Wege die Bewohner des Wohnturms und des Damenviertels versorgen wird. Auf den öffentlich zugänglichen Freibereichen an der Saalbahnhofstraße lädt der „Digital Art Park“ mit Bäumen und Bänken sowohl Mitarbeitende, Anwohnerinnen und Anwohner sowie Spaziergänger gleichermaßen zum Verweilen ein. Auch eine Sandkiste für Kinder ist vorgesehen.

Für Autos stehen mindestens 168 Stellplätze in einer zweigeschossigen Tiefgarage zur Verfügung. Dort wird auch ein Teil der mindestens 275 Fahrradstellplätze zu finden sein. Rund 1000 Quadratmeter der Dachfläche sollen begrünt und zudem 9 Bäume gepflanzt werden, damit das Areal, das derzeit großflächig versiegelt ist, deutlich grüner wird.