Eisenberg. Lecker Essen im Bistro, das den Namen des Landrates trägt. Was die Orthopädische Rehaklinik in Eisenberg sonst noch bietet und wer dort aufgenommen wird.

Die Orthopädische Rehaklinik in Eisenberg beginnt mit einem Abschied. Am Montag wurde der Neubau mit geladenen Gästen feierlich eingeweiht. Der scheidende Landrat Andreas Heller erhielt zum Abschied nicht nur eine Eiche, ein personalisiertes Ruhekissen und die Ehre, dass das Bistro der Klinik seinen Namen tragen wird, sondern auch das Wort. „Als ich David-Ruben Thies 2007 gegenüber saß, hätte wohl niemand von uns beiden gedacht, dass aus der Klinik mal so etwas wird“, sagt Heller anerkennend

Lesen Sie auch

Geschäftsführer Thies schlug sich tapfer und erwies sich wohl nicht immer als ganz einfacher Partner. „Sie sind anstrengend, ich bin anstrengend, aber es hat sich gelohnt“, fasste Heller zusammen und betonte, dass das Krankenhaus fast immer mindestens eine schwarze Zahl geschrieben hätte, was heutzutage für einen Grundversorger nicht alltäglich sei. Das Konzept, Gewinne in neue Projekte zu investieren, sei aufgegangen.

Große Freude: Zum Abschied gibt es eine Eiche und ein Ruhekissen für Landrat Andreas Heller (rechts), überreicht von Waldkliniken-Geschäftsführer David-Ruben Thies. 
Große Freude: Zum Abschied gibt es eine Eiche und ein Ruhekissen für Landrat Andreas Heller (rechts), überreicht von Waldkliniken-Geschäftsführer David-Ruben Thies.  © Funke Medien Thüringen | Jana Scheiding

Eisenberg: Therapie nach modernsten Standards

Mit ihrer neuen Orthopädischen Rehaklinik wollen die Waldkliniken in Eisenberg künftig den kompletten Genesungsprozess in der Orthopädie an einem Ort bieten, und zwar von der ersten Diagnose bis zur Anschlussheilbehandlung. In diese Verbesserung investierten sie 39,5 Millionen Euro. Bis zu 151 Patienten können aufgenommen werden und erhalten „eine Therapie nach modernsten Standards“.

Das beginnt schon mit den Patientenzimmern. Jedes Zimmer bietet Ausblick in die Natur, in den unweit gelegenen Wald. Das Bett befindet sich in einem geschützten Alkoven. Gegenüber steht ein Schreibtisch mit einem bequemen Stuhl. Die Bäder sind barrierefrei. Via Monitor können sich Patienten – in der Klinik werden sie Gäste genannt – über Behandlungszeiten, den Menüplan im Restaurant oder kulturelle Höhepunkte im Haus informieren. Jeder Patient werde von Anfang an von einem persönlichen Bezugstherpeuten begleitet, der die Genesungsfortschritte im Blick habe.

Das Bistro im Reha-Neubau wird den Namen des scheidenden Landrates Andreas Heller tragen. 
Das Bistro im Reha-Neubau wird den Namen des scheidenden Landrates Andreas Heller tragen.  © Funke Medien Thüringen | Jana Scheiding

Rehabilitiert werden in der neuen Klinik Kassen- und Privatpatienten mit Hüft-, Knie-, Wirbelsäulen- oder Schulterbeschwerden. Dafür stehen Fachpersonal und Einrichtungen wie Sauna, Bewegungsbad, Ruheräume, Kneippbecken mit Eisbrunnen, Moorandwendungen und ein medizinischer Trainingstherapieraum zur Verfügung. Unweit der Klinik führt eine Nordic Walking-Strecke durch den Wald. Auch Ergotherapie und Turnraum sollen zur Genesung beitragen.

„Die Patientenakten werden komplett digital geführt“, erklärt Chefärztin Yvonne Böhme. „Die Stationen sind vernetzt, so dass die Therapeuten jederzeit auf dem neuesten Stand sind.“ Auch Arbeitsplatztraining und Arbeitsbelastungsproben für die spätere Wiedereingliederung werden in der Klinik vorgenommen, informiert die promovierte Orthopädin.

Kultur gab es zur Einweihung auch: Die Musikerinnen wurden für diesen Anlass zu den „Saale-Sirenen“.
Kultur gab es zur Einweihung auch: Die Musikerinnen wurden für diesen Anlass zu den „Saale-Sirenen“. © Funke Medien Thüringen | Jana Scheiding

Frische Speisezutaten aus der Region

Das Essen soll weder nach Krankenhaus noch nach Reha schmecken. So versichert es jedenfalls Gastgeber Alexander Mayrhofer, von Haus aus Koch und Restaurantfachmann. Laut eigenen Angaben dürfe er sich in der Klinik in alles einmischen, was Gäste betrifft. „Zur Mittagszeit servieren wir das Essen. Die Gäste sollen miteinander kommunizeren und sich ihr Essen nicht besorgen müssen.“ Anschaffen will man einen Kartoffelschälautomaten, der Schkölener Kartoffeln verarbeiten soll. „Es ist üblich, dass Kliniken vorgeschälte, geschwefelte Kartoffeln einkaufen. Aber die sind grauslig, die sind bäh“, schüttelt sich Mayrhofer. „Wir bevorzugen regionale Produkte und bei 600 Kilo Kartoffeln im Monat ist technische Hilfe sehr willkommen.“

Alexander Mayrhofer ist unter anderem für das Wohl der Gäste zuständig. 
Alexander Mayrhofer ist unter anderem für das Wohl der Gäste zuständig.  © Funke Medien Thüringen | Jana Scheiding

Regionaler Abstammung sind auch Kuchen und Genussprodukte. „Kuchen, Brot und Brötchen beziehen wir von der Bäckerei Gräfe. Mit der Bäckerei Mächler haben wir einen Müsliriegel mit Getreide aus Etzdorf entwickelt“, sagt Mayrhofer. Im Restaurant sind auch Gäste von außerhalb gern gesehen, die mit dem Klinikbetrieb nichts zu tun haben. Geöffnet ist von Montag bis Freitag 11 bis 14 Uhr.

Die Speisenvielfalt und -zubereitung sei vielseitig, sagt Mayrhofer. Vegan, vegetarisch, normal, diätisch – was gebraucht und gewünscht wird. Fleisch in der Region einzukaufen, sei schwierig. „Es gibt leider nicht mehr so viele Schlachthöfe.“ Manchmal werde ein ganzes Rind aus Stadtroda bezogen, die Fleischzerteilung sei insbesondere für die Auszubildenden interessant. „Es ist kein Selbstverständnis, dass in einer Krankenhausküche selbst gekocht wird, denn wir müssen auch immer ein Auge auf die Finanzen haben“, erzählt der Gastgeber und betont, dass in der Küche nur zehn Prozent Fertigprodukte verarbeitet würden.

Klinikküche kocht selbst

Des eigenen Kochprozesses inklusive Soßen und Suppen wegen habe man wenig Probleme mit Fachkräften. „Kein ausgebildeter Koch will Tüten aufreißen“, bringt es Alexander Mayrhofer auf den Punkt. Weil dies in Eisenberg funktioniere, werde er deutschlandweit zu Vorträgen eingeladen, um das Konzept vorzustellen.

Die Waldkliniken Eisenberg und die Orthopädische Rehaklinik gehören nicht zu einem Konzern, sondern sind ein kommunales Haus, dessen Hauptgesellschafter der Saale-Holzland-Kreis ist. Die neue Rehaklinik steht in direkter Nachbarschaft zu dem vor vier Jahren eröffneten runden Bettenbau.

Geballte Frauenpower in der neuen Orthopädischen Rehaklinik der Waldkliniken Eisenberg: von links Physiotherapeutin Katja Kieslich, Reha-Verwaltungsleiterin Sylvia Dirscherl, Leiterin der Pflege Susann Weissenburg und Chefärztin Dr. Yvonne Böhme. 
Geballte Frauenpower in der neuen Orthopädischen Rehaklinik der Waldkliniken Eisenberg: von links Physiotherapeutin Katja Kieslich, Reha-Verwaltungsleiterin Sylvia Dirscherl, Leiterin der Pflege Susann Weissenburg und Chefärztin Dr. Yvonne Böhme.  © Funke Medien Thüringen | Jana Scheiding

Daten und Fakten zur Orthopädischen Rehaklinik in Eisenberg: 2016 Entscheidung zum Bau der Rehaklinik; 2021 Baubeginn; 2022 Richtfest; April 2024 Fertigstellung; Kosten: 39,5 Millionen Euro mit 100 Prozent Eigenbeteiligung; 75 neue Arbeitsplätze; 9126 Quadratmeter begehbare Fläche; 5 Stockwerke; 144 Patientenzimmer (davon 3 Suiten, 4 Einzelzimmer, 130 Einzelzimmer, 7 Doppelbettzimmer); 151 Betten; Photovoltaikanlage auf dem Dach.