Saale-Holzland. Betroffene helfen als „persönliche Experten“ dabei, psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren. Weitere Freiwillige werden für das Projekt dringend gesucht.

Stefanie Fiebig ist seit Januar die neue Koordinatorin bei „Verrückt? - Na und!“. Sie tritt die Nachfolge Veronika Walther-Kochs an, die das Projekt seit 2017 geleitet hat. An der Regelschule Eisenberg gastiert am Montag, 22. und am Dienstag, den 23. April das am Asklepios Fachklinikum Stadtroda angesiedelte Projekt „Verrückt? – Na und!“. Ulrike Dörr wird am Montag als Expertin den Projekttag koordinieren, Stefanie Fiebig und Katrin Klinzing am Dienstag. Seit 2015 ist die 33-Jährige am Asklepios Fachklinikum Stadtroda als Sozialarbeiterin tätig. Für das Schulprojekt engagiert sie sich seit 2017.

Bei den Projekttagen stehen den Moderatoren seelisch erkrankte Menschen zur Seite, die im Projekt als „Persönliche Experten“ bezeichnet werden. Katja Arnhold, eine der persönlichen Experten, erhält in den Bewertungsbögen immer ein ausgezeichnetes Feedback von den Schülern. Diese bewundern ihren Mut, offen über ihre psychische Erkrankung zu sprechen. Das wirkt nicht zuletzt entstigmatisierend, weil die Schüler auf diese Weise erfahren, wie das Leben trotz und mit einer seelischen Erkrankung gelingen kann. Katja Arnhold ist kürzlich zum ersten Mal Mutter geworden. Dennoch wird sie am Montag in Eisenberg dabei sein. „Darüber freuen wir uns total“, sagt Stefanie Fiebig.

Projekt für mentale Gesundheit im Saale-Holzland sucht Betroffene

„Super glücklich sind wir auch über Sven Körnig, der am Dienstag als persönlicher Experte seine Premiere feiert“, sagt Stefanie Fiebig. „Da wir nicht so viele Leute im Team sind, hatten wir in der Vergangenheit auch Projekttage absagen müssen. Über die Projekttage im April sowie zwei weitere am 10. und 13. Juni am Gymnasium in Hermsdorf freuen wir uns natürlich“, erklärt sie.

„Wir sind alle aufgeregt und vorfreudig. Unser neuer Kollege Sven Körnig, der auch die Moderatorenschulung absolviert hat, wird eben auch seinen ersten Schulprojekttag mit durchführen. Er koordiniert auch die Selbsthilfegruppe für junge Erwachsene zum Thema psychische Erkrankungen in Eisenberg“, so Stefanie Fiebig. Im Juni findet die nächste Moderatorenschulung statt, bei der drei weitere persönliche Experten für die Mitstreitenden von Stefanie Fiebig ausgebildet werden. Persönliche Experten werden dringend benötigt.

Weitere Nachrichten aus dem Saale-Holzland-Kreis

Gesucht werden psychisch erkrankte Personen, die gemeinsam mit einem Moderator Projekttage an Schulen im Saale-Holzland-Kreis, im Saale-Orla-Kreis und im Landkreis Greiz leiten. Für die Durchführung eines Schultages erhalten persönliche Experten eine Aufwandsentschädigung und eine Fahrtkostenerstattung. Kostenlose Moderatorenschulungen und Hospitationen erleichtern den Einstieg in das Projekt.

Thema auch für Jugendliche im Saale-Holzland wichtig

„Wir freuen uns, dass die Dr. Broermann-Stiftung wieder die Fahrt- und Übernachtungskosten für die Moderatorenschulung übernimmt. Das ist ja auch eine Wertschätzung für die neuen Leute. Hier zeigt sich das hohe Interesse an persönlichen Experten und die Bereitschaft, hierfür etwas zu investieren“, sagt die Koordinatorin.

Ziel des Projekts „Verrückt? - Na und!“ ist es, einfache und wirksame Wege zur Stärkung der seelischen Gesundheit aufzuzeigen, um Krisen besser zu meistern und den Schulerfolg langfristig zu fördern. Im Rahmen der durch die Dr. Broermann-Stiftung finanzierten Veranstaltungsreihe des Vereins „Irrsinnig Menschlich“ veranstalten die Moderatoren regelmäßig Projekttage in Schulen des Saale-Holzland- und Saale-Orla-Kreises.

In enger Vernetzung mit der Landesvereinigung zur Gesundheitsförderung in Thüringen (Agethur Weimar) engagiert sich die in Stadtroda angesiedelte Regionalgruppe dafür im Rahmen von Projekttagen, Jugendliche für das Thema seelische Gesundheit zu sensibilisieren. Denn seelische Gesundheit, Schulerfolg, Resilienz, also psychische Widerstandsfähigkeit und Wohlbefinden sind eng miteinander verbunden. red